Dass sich der US-Präsident und seine Ehefrau Melania nicht besonders grün sind, konnte man schon öfter beobachten. In einem großen Porträt beleuchtet die "New York Times" nun unter Berufung auf zahlreichenQuellen das aktuelle Leben der First Lady - und zeigt auch, wie wenig vom Eheglück der Trumps übrig geblieben ist. Die beiden scheinen sich einen regelrechten Kleinkrieg zu liefern.
Welche Ausmaße der zuweilen haben kann, zeigt eine Anekdote, die bereits ein Jahr zurückliegen soll. Den Informationen der Zeitung zufolge hatte Melania ihren Wohnsitz im Ostflügel des Weißen Hauses, der traditionell der First Lady zur Verfügung steht, mit Möbeln nach ihrem Geschmack ausgestattet, als sie im Sommer letzten Jahres ihrem Mann nach längerem Zögern von New York nach Washington D.C. folgte. Sie wählte moderne Möbel, mit klaren, schlichten Designs. Doch Trump schien das nicht zu passen.
Alles nach Donalds Geschmack?
Als Melania nicht anwesend war, ließ er die gesamte Einrichtung wieder herauswerfen - und ersetzte sie mit den pompösen Möbeln im Stile Louis XVI., die er selbst so liebt. Eine der beiden Personen, die der "New York Times" von dieser Episode berichteten, sah das als Beleg, dass Trump Melania selbst in den kleinsten Details nicht entgegenzukommen bereit ist.
Doch Melania macht es ihrem Mann nicht einfacher. Der hatte versucht, sie von ihrer "Be Best"-Kampagne abzubringen. Die richtet sich gegen Cybermobbing - also das Lieblingshobby ihres Ehemanns bei Twitter. Trump schien das sehr bewusst zu sein, er wolle Fragen der Presse zu diesem Thema vermeiden, erklärten bei dem Gespräch anwesende Personen der "New York Times". Sie wiegelte ab - und zog ihre Kampagne wie geplant durch. Während der Präsident auf Twitter weiter in alle Richtungen keilt. Mit den Twitterstreitereien ihres Ehemanns scheint Melania ohnehin wenig anfangen zu können. Sie sollen sie viel Energie kosten, berichtete ein Freund des Paares dem Blatt.
Vereint im Streit
Öffentliche Widersprüche der First Lady gegenüber ihrem Gatten sind eher selten. Doch sie kommen vor. Als er sich etwa - mal wieder über Twitter - gegen LeBron James pöbelte, verbreitete Melanias Büro kurze Zeit später ein Statement, das sich für das Engagement des Basketballstars gegen Kinderarmut bedankte. Der First Lady sei es nur darum gegangen, Dialog um Kinderarmut zu fördern, hieß es von Melanias Sprecherin süffisant dazu.
Eine missverstandene Trump-Kritik soll auch die Jacke mit dem Aufdruck "I Really Don't Care, Do U?" ("Mir ist das wirklich egal, und euch?"), gewesen sein. Sie trug sie beim Besuch eines Lagers in Texas, in dem Kinder untergebracht waren, die wegen einer Entscheidung des Weißen Hauses von ihren Eltern getrennt worden waren. Dass es sich um ein Statement handelte, war klar: Die Milliardärs-Gattin trug an einem warmen Sommertag in Texas eine 100-Dollar-Jacke. Nur was wollte sie damit sagen?
Die allgemeine Kritik ging schnell in die Richtung, dass ihr die Kinder eigentlich egal seien. Der Präsident drehte die Aussage schnell zu seinen Gunsten - und behauptete, sie sei als Kritik an der Presse gemeint gewesen.
Melania Trump hat ihren eigenen Kopf
Eine Person aus Melanias Umfeld erklärte der "NYT" nun, es sei eigentlich völlig anders gemeint gewesen: Melania wollte so alle Personen ansprechen, die ihren Besuch an sich kritisiert hatten. Sie war als einziges Mitglied der Administration bei den Kindern gewesen, hatte sich öffentlich gegen die Trennung von ihren Eltern ausgesprochen. Vor allem konservative Beobachter hatten sie kritisiert. Die Jacke wäre also auch als Kritik an der Politik ihres Mannes zu verstehen gewesen. Eine Message, die allerdings kräftig nach hinten losging.
Allgemein soll Melania zu vielen politischen Fragen völlig andere Ansichten haben als der Präsident. So sprach sie sich etwa für Schüler aus, die im Gegensatz zu Trump für strengere Waffengesetze demonstrierten. Zuweilen soll sie von der Kompromiss-Unfähigkeit Trumps regelrecht frustriert sein. Doch während ein großer Teil seines Umfelds den Konflikt mit ihm scheut, soll Melania ihm zumindest außerhalb der Öffentlichkeit offen ihre Meinung sagen, berichten Freunde. "Sie ist eine Frau mit Biss, die immer ihre Meinung sagt", schrieb ihre New Yorker Freundin Karen LeFrak der "NYT".
Instinktmenschen unter sich
In vielerlei Hinsicht scheinen Trump und seine Ehefrau sich aber auch sehr ähnlich zu sein. Wie Donald traut auch Melania oft lieber ihrem Instinkt als erfahrenen Beratern, viele ihrer Entscheidung sollen aus dem Bauch kommen, beschreiben sie Weggefährten. Trump soll ihr starkes Bauchgefühl schätzen. Berichten aus dem Familienkreis zufolge soll Trump trotz der Differenzen ihrer Meinung viel Gewicht geben.
So hätten schon mehrere Personen aus seinem politischen Umfeld versucht, mit Melanias Hilfe wieder in seiner Gunst zu steigen, wenn sie ins Abseits geraten waren. Auch beim Umgang mit der Presse ziehen die beiden am selben Strang. Beide gehen sehr offensiv gegen Berichterstattung vor, wenn sie sich ungerecht dargestellt fühlen.
Zärtlich scheint die Beziehung aber nicht zu sein. Melania bewohnt im Weißen Haus ihren eigenen Bereich, auch auf Reisen sollen sie getrennte Suiten bevorzugen. Immerhin weist Melanias Team Gerüchte zurück, sie lebe in Wahrheit gemeinsam mit Barron und ihren Eltern außerhalb des Weißen Hauses. Stattdessen sollen ihre Eltern neben einem Appartment im New Yorker Trump Tower und in Mar-A-Lago auch eines im Weißen Haus bewohnen. Hier hatte vorher Michele Obamas Mutter gelebt.
Scheidung bereits geplant?
Ob man mit der First Lady Mitleid haben muss, steht auf einem anderen Blatt. Die Beziehung der beiden hat sich nicht grundlegend verändert, seit er Präsident wurde, erklärten Freunde der "NYT". Einer betonte, sie habe gewusst, worauf sie sich einlässt - und hielte die Skandale aus, um ihrem Sohn ein stabiles Leben zu ermöglichen. Wirklich wohl scheint sie sich aber trotzdem nicht zu fühlen. Eine Person, die viel Zeit mit Melania verbrachte, sagte der Zeitung, die First Lady sei deutlich entspannter, wenn sie ihren Ehemann nicht um sich herum hat. Das passt zu Gerüchten, die aus dem aktuellen Enthüllungsbuch von Omarosa Manigault-Newman stammen: Melania soll demnach schon einen Scheidungstermin haben. Sobald Trump sein Amt verliert, wäre dann auch seine Ehe beendet.
