Zwei Tage nach den jüngsten palästinensischen Selbstmordanschlägen haben israelische Kampfhubschrauber Ziele in Gaza unter Raketenbeschuss genommen. Ein Gebäude und zwei Autos im Norden der Stadt wurden angegriffen. Nach Berichten von Augenzeugen wurden drei Menschen getötet, zehn Personen wurden nach Krankenhausangaben zum Teil lebensgefährlich verletzt. Das angegriffene Gebäude wurde zerstört, über dem Stadtviertel Nasser stieg Rauch auf. Wenig später flogen israelische Kampfjets über Gaza.
Unmittelbar zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett einem Plan der Streitkräfte zugestimmt, gezielte Tötungen militanter Palästinenser zu intensivieren und die Truppen im Gazastreifen für Razzien zu verstärken, wie aus Sicherheitskreisen in Jerusalem bekannt wurde. Nach Berichten des Fernsehsenders Kanal Zwei war der Angriff in Gaza bereits Teil der Militäroffensive; dem Sender zufolge sind dabei tägliche Militäraktionen gegen Militante geplant.
Großangelegte Offensive
Die geplante mehrwöchige Offensive gilt als Reaktion auf die Anschläge in der israelischen Hafenstadt Aschdod, bei denen am Sonntag zehn Israelis getötet wurden. Es war das erste Mal seit Beginn der neuen Unruhen vor dreieinhalb Jahren, dass die Attentäter aus dem Gazastreifen kamen. Deshalb wollte Verteidigungsminister Schaul Mofas laut Berichten des Armeerundfunks dem Kabinett Maßnahmen in einem Umfang empfehlen, wie man sie lange nicht gesehen habe.
Hamas warnt Israel
Weiteres Ziel der Militäraktion ist offenbar, militante Gruppen vor einem möglichen israelischen Abzug aus dem Gazastreifen unter Druck zu setzen. Ein Sprecher der Hamas warnte Israel, es werde bei einer Militäroffensive im Gazastreifen einen hohen Preis zahlen müssen.
Soldaten schießen auf junge Frau Israelische Soldaten sprengten bereits am Dienstagmorgen zwei leer stehende Gebäude am Stadtrand von Gaza. Nach Militärangaben wurden von den Häusern wiederholt israelische Autos beschossen. Außerdem drangen vier israelische Panzer in das Flüchtlingslager Rafah vor. Nach Berichten von Augenzeugen und Ärzten schossen Soldaten mit Maschinengewehren um sich und verletzten eine 21-jährige Frau.
Scharon schließt Friedensverhandlungen aus
Unter dem Eindruck der jüngsten Selbstmordanschläge schloss der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon bereits am Montag Friedensverhandlungen mit den Palästinensern aus. Diese unternähmen nichts, um Anschläge auf Israelis zu unterbinden. Ein für Dienstag geplantes Treffen Scharons mit dem palästinensischen Regierungschef Ahmed Kureia sagte Israel ab. Der Fortgang des Friedensprozesses bleibt damit unklar. Israel schloss auch den Grenzübergang Eres. Damit können rund 19.000 Palästinenser aus dem Gazastreifen nicht an ihre Arbeitsplätze in Israel.
Kureia sagte am Dienstag, er sei nach wie vor zu Verhandlungen mit Israel bereit. Er warf Scharon vor, Friedensgespräche vermeiden zu wollen. Kureia äußerte sich bei einer Wirtschaftskonferenz in Ramallah im Westjordanland. Er wies die israelischen Vorwürfe zurück, dass auf palästinensischer Seite kein Gesprächspartner existiere, der dem Frieden verpflichtet sei.