Nach dem angekündigten Rückzug Berlusconi fühlt sich wie einst Mussolini

Wenn es für Silvio Berlusconi schwierig wird, kommt dem Cavaliere der Duce in den Sinn. So auch jetzt. Wieder einmal fühlt er sich Italiens faschistischem Führer Benito Mussolini nahe.

Um seine hilflose Situation zu schildern, hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi am Mittwoch einen zweifelhaften Vergleich gezogen. Er erinnere sich an ein Buch mit Briefen des faschistischen Diktators Mussolini an seine Geliebte Claretta, sagte Berlusconi der Zeitung "La Stampa". "An einer Stelle schreibt er: 'Verstehst du denn nicht, ich zähle hier gar nichts mehr. Ich kann nur noch Empfehlungen abgeben'. Tja, und so fühle ich mich auch." Natürlich sei er aber "kein Diktator", fügte Berlusconi auf eine entsprechende Frage des Journalisten eilig hinzu, "auch wenn Sie das jahrelang geschrieben haben".

Berlusconi hatte am Dienstag angekündigt, sein Amt niederzulegen, sobald das Parlament seine Spar- und Reformpläne verabschiedet habe. "Es ermüdet mich, nicht mehr die Leitlinien diktieren und die Politik dazu bringen zu können, zu tun, was ich möchte", sagte er der Zeitung. "Als freier Bürger fühle ich mich mächtiger als als Ministerpräsident."

Nicht zum ersten Mal Mussolini zitiert

Es ist nicht das erste Mal, dass Berlusconi Mussolini zitiert. Im Mai 2010 hatte er bei einem Besuch in Paris Bezug auf den "großen und mächtigen Diktator" genommen, gleichfalls um zu verdeutlichen, dass seine Macht beschränkt sei. 2003 hatte sich Berlusconi bereits für die Aussage entschuldigen müssen, Mussolini habe "niemanden getötet".

Benito Mussolini, der sich "Duce" ("Führer") nennen ließ, übernahm ab 1922 die Macht in Italien und verbündete sich im Zweiten Weltkrieg mit Hitler - zu den sogenannten Achsenmächten, zu denen auch Japan gezählt wird. Er wurde 1943 abgesetzt. Italienische Widerstandskämpfer erschossen ihn 1945, als er nach Deutschland fliehen wollte.

AFP
swd/dho/AFP