Noch immer ist nicht klar, was da eigentlich vor einer Woche am und im US-Kapitol genau passiert ist. Sind da ein Haufen Kundgebungsteilnehmer durchgedreht, oder war die Erstürmung des Washingtoner Parlamentsgebäude geplant, folgte sie gar einem (größeren) Drehbuch? Sicher ist, dass in Kreisen der (zumeist rechten) Demonstranten zahllose Gewalt- und Aufstandsphantasien kursieren – die sich nicht mit dem Ende der Präsidentschaft Donald Trumps im Nichts verlieren werden. Im Gegenteil. Für die Vereidigung seines Nachfolgers Joe Biden warnen die Sicherheitskräfte vor bewaffneten und gewaltsamen Protesten.
15.000 Soldaten nach Washington
Um die Feierlichkeiten am 20. Januar zu schützen, wurde bereits den Aufmarsch von 15.000 Nationalgarde-Soldaten in der US-Hauptstadt angekündigt. Das Heimatschutzministerium erklärte, angesichts der jüngsten Ereignisse werde der unter anderem für den Schutz des Präsidenten zuständige Sicherheitsdienst, der Secret Service, eine verstärkte Einsatzphase starten. Ursprünglich sollte der Großeinsatz, verbunden mit der Sperrung von Teilen der Innenstadt Washingtons, erst am 19. Januar beginnen.
Dass rechte Gruppen, Waffennarren und weitere Extremisten Umsturzpläne hegen, ist nicht neu. Aber irritierenderweise scheinen die Sicherheitsbehörden erst jetzt genauer in diese Ecken der Gesellschaft zu schauen – und finden entsprechend viele Hinweise auf geplante Gewalttaten.
Wer ist der Mann mit der Südstaatenflagge?
Aufgebrachte Trump-Anhänger hatten am 6. Januar den Sitz des US-Kongresses mit teils brachialer Gewalt gestürmt. Die Sicherheitskräfte waren der Attacke der Randalierer nicht gewachsen. Offen ist weiterhin, warum die Polizei und Nationalgarde Stunden brauchte, um die Erstürmung unter Kontrolle zu kriegen. Rund zwei Dutzend der Menschen, die im Regierungsgebäude waren, sind festgenommen worden. Doch doppelt so viele werden noch gesucht. Unter anderem der Mann, der mit der für Rassismus stehenden Südstaatenflagge im Senat umhergelaufen war.
"Es war einer der schockierendsten Bilder der 'Trumpisten-Erstürmung' des US-Kapitols – ein bärtiger Mann, der nicht einmal versucht, seine Identität zu verbergen, schlendert schamlos durch das Gebäude, in der Hand die Konföderierten-Fahne. Obwohl das Foto weltweit auf den Titelseiten zu sehen war, weiß das FBI immer noch nicht, wer der Mann ist", schreibt das Donald Trump unfreundlich gesinnte US-Magazin "The Daily Beast" dazu.


Falsche Verhaftungsvideos auf Social Media
Die US-Bundespolizei sucht mit Hilfe von Presse und Social-Media-Fotos mehr als 50 Menschen, die beim Sturm auf das Kapitol dabei waren. Darunter sind etwa der Mann, der sich im Plenarsaal des Repräsentantenhauses von der Empore herunterfallen lies. Oder auch die obskur anmutenden Männer, die neben Jake Angelis, dem "Schamanen mit den Büffelhörnern" zu sehen sind.
Auch einige Frauen sind unter den Gesuchten, allerdings nicht die, deren Verhaftungsvideos derzeit auf Social Media kursieren. Einige Tiktok-Nutzer hatten Mitschnitte veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, wie Frauen am Flughafen festgenommen wurden und suggeriert, dabei würde es sich um Capitol-Erstümerinnen handeln. Laut der Nachrichtenagentur Reuters stammen diese Filme aus dem November. Die Polizei aber weist daraufhin, dass für alle gesuchten Personen Flugverbot besteht.
Quellen: Reuters, FBI, DPA, AFP, The Daily Beast