In Bangladesch hat es am Freitag erneut Zusammenstöße wegen des Todesurteils gegen einen islamistischen Politiker gegeben. Auf einem Markt im nördlichen Bezirk Gaibandha gingen hunderte Anhänger der Regierung und der oppositionellen Jamaat-e-Islami-Partei mit Stöcken aufeinander los, wie der örtliche Polizeichef sagte. Dabei sei ein Rikschafahrer getötet worden.
Vor den Freitagsgebeten in den Moscheen des Landes wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. In der größten Moschee Bangladeschs, Baitul Mokarram in der Hauptstadt Dhaka, wurden einige Zugänge gesperrt, um den Andrang der Gläubigen zu begrenzen. Zudem verbot die Polizei Demonstrationen in mehreren als problematisch geltenden Gebieten. Mehrere tausend Grenzschützer wurden in die großen Städte beordert.
Sayedee weist Urteil als Werk von "Atheisten" zurück
Am Donnerstag war der Vize-Chef der Jamaat-e-Islami-Partei, Delwar Hossain Sayedee, wegen Gräueltaten während des Unabhängigkeitskriegs 1971 zum Tode verurteilt worden. Bei landesweiten Ausschreitungen als Reaktion auf das Urteil wurden mindestens 34 Menschen getötet. Diese Zahl ergibt sich aus von der Nachrichtenagentur AFP zusammengetragenen Opferzählungen der Polizei aus 15 Bezirken.
Das Todesurteil gegen Sayedee wurde vom sogenannten internationalen Strafgericht für Bangladesch (ICT) verhängt, das nicht unter Schirmherrschaft der UNO steht. Sayedee ist auch einer der bekanntesten islamischen Prediger des Landes. Er wurde unter anderem des Mordes, der Vergewaltigung und der religiösen Verfolgung für schuldig befunden. Nach Überzeugung des Gerichts gehörte er während des Unabhängigkeitskriegs einer brutalen pro-pakistanischen Miliz an. Nun soll er gehängt werden. Sayedee wies das Urteil als Werk von "Atheisten" und Anhängern der Regierung zurück.