Nach dem vereitelten Terroranschlag auf die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" bleiben drei der fünf Verdächtigen für vier Wochen in Untersuchungshaft. Eine entsprechende Anordnung erging am Donnerstag von einem Gericht bei Kopenhagen, wie der dänische Geheimdienst PET mitteilte. Die Entscheidung über die Haft von zwei weiteren Verdächtigen, von denen einer in Schweden festgenommen wurde, sollte im Laufe des Donnerstag fallen.
Bei den drei Untersuchungshäftlingen handelt es sich laut PET um einen 44-jährigen Tunesier, einen 29-jährigen im Libanon geborenen Schweden sowie um einen 30-jährigen Schweden. Sie waren in der Nacht vor ihrer Festnahme am Mittwoch aus Schweden eingereist. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft sollten die Männer zwei der vier Wochen in Einzelzellen verbringen, teilte die Leiterin der PET-Rechtsabteilung, Lykke Soerensen, mit.
Blutbad wie in Mumbai
Die fünf mutmaßlichen Mitglieder einer radikalislamischen Gruppe waren am Mittwoch in Kopenhagen und Stockholm festgenommen worden. Nach Angaben von PET-Chef Jakob Scharf wollten sie in dem kommenden Tagen das Hauptstadt-Büro von "Jyllands-Posten" angreifen. Sie planten demnach ein ähnliches Blutbad wie bei den Angriffen vor zwei Jahren im indischen Mumbai, bei denen 166 Menschen starben. Bei ihrer Festnahme wurde unter anderem eine Maschinenpistole mit scharfer Munition gefunden.
"Jyllands-Posten" hatte im September 2005 die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht und damit in der muslimischen Welt eine Welle der Empörung ausgelöst. Seitdem hatte es immer wieder Drohungen gegen die Zeitung gegeben, ihr Karikaturist Kurt Westergaard entging Anfang des Jahres knapp einem Mordanschlag.
In der Nacht zum Donnerstag sperrte die Polizei das Wohnhaus eines der Verdächtigen, eines 26-jährigen Asylbewerbers aus dem Irak, im Kopenhagener Vorort Greve weiträumig ab, laut Medienberichten wurde das Haus vorsorglich evakuiert. In den Räumen des Mannes sei ein verdächtiger Gegenstand, möglicherweise Sprengstoff, entdeckt worden, berichteten "Jyllands-Posten" und "Politiken" auf ihren Internetseiten, ein Roboter für Bombenentschärfungen sei in das Gebäude gebracht worden.
Alles nur Vorurteile?
Der Bruder des 26-Jährigen, Mohammed Faruch, sagte dem Sender TVS, sein Bruder sei unschuldig. Er werde nur wegen seines Aussehens und seiner streng religiösen Ansichten verfolgt. Der 26-Jährige könnte nach Informationen des dänischen Rundfunks noch am Donnerstag freikommen, laut Polizei gilt er aber weiterhin als verdächtig.
Die Anschlagspläne lösten in ganz Dänemark Empörung aus. Ministerpräsident Lars Loekke Rasmussen sagte im Rundfunk, sein Land werde seine freie und demokratische Grundordnung verteidigen. Die Zeitungen riefen dazu auf, sich im Namen der Freiheit nicht einschüchtern zu lassen.
In Berlin erklärte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), in einer Demokratie sei das Recht auf freie Meinungsäußerung "so wichtig wie die Luft zum Atmen". Die demokratischen Staaten dürften deshalb nicht zulassen, "dass Extremisten unsere freiheitliche Art zu leben und zu denken untergraben".