Naher Osten Massenproteste nach Freitagsgebet

Hunderttausende Menschen demonstrierten im Iran nach den traditionellen Freitagsgebeten gegen den Golfkrieg. Auch in Ägypten und Jordanien gingen Tausende auf die Straße.

Die Demonstranten verurteilten "Bushs Barbarentum", aber auch die "Diktatur Saddam Husseins". Das Freitagsgebet von Ayatollah Mohammed Jasdi in Teheran wurde auch im Fernsehen gesendet. Er verurteilte die Angriffe der USA und der mit ihnen verbündeten Länder schärfstens: "Können Bomben und Gewalt Freiheit und Demokratie bringen? Mit Sicherheit nicht!" Die Gläubigen antworteten mit Rufen wie "Tod den Amerikanern" und "Tod den Briten". Demonstranten bewarfen die britische Botschaft mit Steinen, einige Scheiben gingen zu Bruch. Sie forderten die Schließung der britischen Vertretung. Die Polizei feuerte in die Luft, um die Menge zu zerstreuen.

Ambivalente Haltung des Iran zum Krieg im Irak

Jasdi gilt als radikaler Geistlicher, der auch die Reformen von Präsident Mohammed Chatami ablehnt. Er warf den USA vor, sie würden die Welt wieder in die Zeit des "Gesetzes des Dschungels" zurückwerfen, wo "der Starke über den Schwächeren herrscht".

Die Haltung in Iran zum Krieg im Nachbarland Irak ist ambivalent. Zum einen würden die Iraner, die selbst unter einem achtjährigen Krieg gegen Irak zu leiden hatten, Staatschef Saddam Hussein liebend gern gestürzt sehen, andererseits wollen sie nicht, dass nach Pakistan und Afghanistan ein weiteres Land in ihrer Nachbarschaft unter amerikanischen Einfluss fällt. "Wir demonstrieren heute für das unschuldige irakische Volk, das ein Opfer von Bushs Barbarentum und der Diktatur Saddam Husseins ist", erklärte einer der zehntausenden Demonstranten in Teheran, der Geistliche Karim Bakeri.

30.000 Menschen bei Demonstration in Gaza

In Amman in Jordanien kam es vor der israelischen Botschaft zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und rund 1.000 Demonstranten. In Kairo gingen rund 15.000 Menschen auf die Straße. Sie zogen von der Al-Aschar-Moschee durch die Altstadt. Viele forderten einen Heiligen Krieg und versprachen, für Bagdad kämpfen zu wollen.

Auch im Gazastreifen und im Westjordanland protestierten wieder zehntausende Palästinenser gegen den Golfkrieg und forderten wie in den vergangenen Tagen Saddam Hussein auf, Israel anzugreifen. Allein in der Stadt Gaza schlossen sich nach dem Freitagsgebet mehr als 30.000 Menschen einem von der militanten Organisation Hamas organisierten Protestzug an.

AP
Ali Akbar Dareini, AP