Nahostkonflikt Luftangriff trotz Feuerpause

Auch in der zugesicherten Feuerpause hat die israelische Luftwaffe Angriffe im Südlibanon geflogen. Die Streitkräfte erklärten, mit den Luftangriffen sollten Bodentruppen in dem Gebiet geschützt werden.

Zuvor soll ein israelischer Panzer von einer Rakete der Hisbollah getroffen worden sei. Angesichts neuer heftiger Kämpfe in der Umgebung von Taibeh und anderen Grenzdörfern flüchteten tausende Zivilpersonen aus der Region. Die Hilfsorganisationen im Libanon wurden von der kurzfristig angekündigten Feuerpause überrascht. Sie bemühten sich, auch ohne Vorbereitung dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente und Decken zu den Flüchtlingen und Bewohnern im Süden zu bringen.

Fluchtwelle in der Feuerpause

"Wir versuchen, so viele Orte wie nur möglich zu erreichen, und wir verlassen uns darauf, dass es für uns sicher ist", sagte die UN-Koordinatorin Mona Hammam. Viele Menschen im Südlibanon verließen zum ersten Mal sei Tagen ihre Häuser. Viele flüchteten mit dem Auto aus der Region, um bei Verwandten im Norden unterzukommen. Vor den Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Israel hatte sich in der Nacht bereit erklärt, die Luftangriffe für 48 Stunden einzustellen. Die Einhaltung dieser Zusage hänge allerdings von den Entwicklungen im Libanon ab, hieß es.

Bei einem weiteren Luftangriff in der Umgebung der Hafenstadt Tyrus wurde ein libanesischer Soldat getötet. Die israelischen Streitkräfte erklärten, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Man habe einen ranghohen Hisbollah-Vertreter in dem angegriffenen Auto vermutet.

Evakuierung von Deutschen

Die Bundesregierung wertete die angekündigte Feuerpause als positives Zeichen. Sie sollte dazu genutzt werden, dringend notwendige humanitäre Maßnahmen durchzuführen und möglichst schnell zu einer dauerhaften Waffenruhe zu kommen, sagte Regierungssprecher Ullrich Wilhelm. Das Auswärtige Amt erklärte, während der Feuerpause sollten weitere Deutsche im Libanon in die Hauptstadt Beirut gebracht werden. Seit Beginn der Kampfhandlungen wurden mehr als 6.000 Deutsche in Sicherheit gebracht. Auch die EU und Frankreich begrüßten die Zusage zur Feuerpause.

Israel sieht noch kein Ende der Militär-Aktion

Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez machte jedoch deutlich, dass eine dauerhafte Waffenruhe derzeit nicht in Frage komme. Israel werde vielmehr seine Angriffe auf die Hisbollah ausweiten und verstärken. Justizminister Haim Roman sagte im Rundfunk, der Krieg im Libanon sei noch nicht vorbei. Dies werde erst der Fall sein, "wenn die Hisbollah keine Möglichkeiten mehr hat, Israel vom Südlibanon aus anzugreifen". Die Angriffe jetzt zu beenden, würde einen Sieg für die Hisbollah und den Terrorismus bedeuten.

Das israelische Militär hat bei seiner Offensive im Libanon nach eigener Darstellung ungefähr zwei Drittel aller Langstrecken-Raketen der radikalen Hisbollah-Miliz zerstört. Allerdings sei auch die verbleibende Menge an Waffen noch genug, um großen Schaden anzurichten, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Zivile Opfer schocken die Welt

Während der Feuerpause sollte eine Untersuchung klären, wie es zu den vielen zivilen Opfern beim Beschuss der libanesischen Ortschaft Kana am Sonntag kam, wie die israelische Außenministerin Zipi Livni ankündigte. Bei diesem Angriff waren mindestens 56 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, getötet worden. Die Hisbollah sprach von einem Massaker und kündigte Vergeltung an. Die internationale Gemeinschaft übte heftige Kritik an dem israelischen Angriff. Die Außenminister der EU wollten am Dienstag in Brüssel darüber beraten, wie ein dauerhafter Waffenstillstand in der Region erreicht werden könnte. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte vor Journalisten in Jerusalem, sie werde sich um einen internationalen Konsens für eine Waffenruhe und eine dauerhafte Lösung des Konflikts mit Hilfe einer UN-Resolution bemühen. Ihre britische Kollegin Margaret Beckett erklärte, sie hoffe auf eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats noch in dieser Woche. Möglicherweise könne schon am Mittwoch über einen Resolutionsentwurf beraten werden. Auch die EU zeigte sich zuversichtlich, dass noch in dieser Woche ein Waffenstillstand erreicht werde könne.

AP · Reuters
Reuters/AP