Nach Einschätzung von Experten agieren die Palästinenser in dem seit 17 Monaten andauernden Aufstand nun professioneller und setzen sehr effektiv Guerilla-Taktiken ein. Gleichzeitig benutze die israelische Armee modernere Waffen.
Die meisten Anschläge der jüngsten Zeit wurden von den El-Aksa-Brigaden begangen, einer militanten Palästinenser-Gruppe, die mit der Fatah-Organisation von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat in Verbindung steht. So bekannten sich die Brigaden zu einem Anschlag auf ein Restaurant in Tel Aviv, bei dem am Dienstag drei Israelis getötet und 25 verletzt wurden. Der Attentäter war mit einem Sturmgewehr, einem Messer und Granaten bewaffnet.
»Wir sind besser organisiert. Wir arbeiten in konspirativen Zellen. Wir planen unsere Angriffe, wir studieren die Ziele und werden trainiert«, sagte ein Militärführer der El-Aksa-Brigaden.
Training durch die Hisbollah-Miliz
Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen hat die libanesische Hisbollah-Miliz einige Palästinenser trainiert und mit Waffen ausgestattet. Die Hisbollah hat viel Erfahrung aus ihrem jahrelangen Kampf gegen die inzwischen abgezogene israelische Armee im Südlibanon.
Zu Beginn des Aufstandes im September 2000 gingen die Palästinenser in Massen auf die Straße und demonstrierten für einen eigenen Staat. Der israelischen Armee standen damals hauptsächlich Steinewerfer oder leicht bewaffnete Leute gegenüber. Fatah-Mitglieder zielten aus der Ferne auf jüdische Siedlungen oder gepanzerte Fahrzeuge, häufig gingen die Schüsse daneben.
Dann setzten die Palästinenser verstärkt auf Gewalt, die Massendemonstrationen wurden seltener. Die militante Hamas-Organisation begann mit Selbstmordanschlägen gegen israelische Zivilisten. Inzwischen wurden sogar Kassam-2-Raketen eingesetzt, die von den besetzten Gebieten aus israelische Städte erreichen können.
Die Palästinenser-Regierung hat wiederholt Angriffe auf Zivilisten abgelehnt. Israel macht die Regierung Arafats jedoch für die Anschläge verantwortlich und wirft ihm vor, nicht genug gegen militante Gruppen vorzugehen. Auf Angriffe der anderen Seite reagieren Palästinenser und Israel ihrerseits mit Gewalt und geben an, dabei aus Selbstverteidigung zu handeln.
Militärtaktik verbessert
Auch die israelische Armee habe ihre Militärtaktik verbessert, sagt der israelische Politikexperte Joseph Alpher. »Eines der Ergebnisse ist, dass die Verluste auf beiden Seiten viel höher sind.« Seit Beginn des Aufstandes sind mindestens 944 Palästinenser und 311 Israelis getötet worden.
Trotz der effektiveren Militärtaktik seien beide Seiten von einer militärischen Lösung des Konflikts weit entfernt, sagte der Politikexperte: Weder Arafat noch Israels Ministerpräsident Ariel Scharon ließen irgendeine funktionierende Strategie zur militärischen oder friedlichen Lösung des Konflikts erkennen, sagte Alpher.
Vielleicht stehe am Ende der gegenwärtigen militärischen Eskalation eine neue Führung oder Arafat und Scharon kehrten zurück zur Suche nach einer Form des Nebeneinanders, sagte Alpher. »Die Frage ist, wie viel Schaden bis dahin angerichtet wird.«