Neue Gespräche Zypern versucht die Wiedervereinigung

Fast 34 Jahre nach der Teilung Zyperns wollen der griechische und der türkische Bevölkerungsteil wieder über eine Wiedervereinigung auf der Mittelmeerinsel verhandeln. Die Führer der beiden Volksgruppen schlossen außerdem die Öffnung der symbolträchtigen Ledra-Straße.

Der neue zyprische Präsident Dimitris Christofias und der politischen Führer von Nordzypern, Mehmet Ali Talat, wollen wieder über eine Wiedervereinigung auf der Mittelmeerinsel verhandeln. Außerdem vereinbarten die beiden Politiker die Öffnung der Ledra-Straße in der Altstadt von Nikosia, deren Schließung zu einem Symbol für die Teilung der Insel wurde. Sie ist eine zentrale Fußgängerzone, die an der "Grünen Linie" zum türkisch-zyprischen Teil von Nikosia abrupt endet.

Große symbolische Bedeutung

Die beiden Politiker trafen sich am Freitag in der von den Vereinten Nationen überwachten Pufferzone in der Nähe des seit langem aufgegebenen Flughafens von Nikosia. Als Moderator nahm der UN-Sonderbeauftragte für Zypern, Michael Möller, teil.

Die Öffnung des von den Inselbewohnern "Brandenburger Tor" genannten Übergangs wird allerdings noch einige Tage dauern, weil beschädigte Gebäude befestigt werden müssen.

Der Zypernkonflikt

Seit der Invasion türkischer Truppen auf Zypern im Juli 1974 ist die Insel im östlichen Mittelmeer geteilt. Alle Versuche, griechische und türkische Bewohner wieder zu vereinen, sind bislang fehlgeschlagen. Die Wurzeln des Konflikts zwischen dem Mehrheitsvolk der christlichen Zyperngriechen und den muslimisch- türkischen Zyprern reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals übernahm das Osmanische Reich die Insel und siedelte immer mehr Landsleute an.
Nach der Unabhängigkeit 1960 zogen sich die Türken aus weiten Teilen des von Griechen dominierten gemeinsamen Staates in ihre Enklaven zurück und richteten eigene provisorische Verwaltungen ein. 1974 putschten die griechischen Nationalisten mit Rückendeckung der damaligen Militärjunta in Athen gegen den Präsidenten Erzbischof Makarios. Unter dem Eindruck des drohenden Anschlusses an Griechenland marschierten türkische Truppen in den Norden ein. Die Folge waren Vertreibung und staatliche wie ethnische Trennung. 1983 proklamierten die Türken ihren eigenen Staat im Norden. Noch immer trennen Blauhelme, Mauern und Stacheldraht die verfeindeten Gruppen.

Der Reformkommunist Christofias, der am 24. Februar die Präsidentenwahl in Zypern gewonnen hatte, ist auch bei den türkischen Zyprern populär und gilt als Hoffnungsträger für eine baldige Überwindung der Teilung. Während der Amtszeit seines Vorgängers Tassos Papadopoulos waren die Zyperngespräche ins Stocken geraten. Das seit 1974 geteilte Zypern gehört seit 2004 zur Europäischen Union. Das EU-Regelwerk gilt allerdings nur im griechischen Süden der Inselrepublik. Im Norden liegt die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern.

Uneins über UN-Friedensplan Christofias und Talat haben sich zwar beide für einen Neuanfang des Friedensprozesses ausgesprochen, sind aber uneins in der Bewertung des gescheiterten UN-Friedensplans von 1974. Während Talat neue Verhandlungen auf dieser Grundlage führen will, wollen sich die griechischen Zyprer davon lösen.

"Wenn man bei dem letzten Plan bleibt, hat man die Garantie, dass nichts geschehen wird", sagte Regierungssprecher Stefanos Stefanou am Donnerstag. Eine fortgesetzte Sackgasse wäre aber eine Katastrophe und würde die Teilung zementieren, fügte der Regierungssprecher hinzu.

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