Nach Massakern "New York Times" ändert Überschrift, weil die Leser Sturm laufen

Vor einem gläsernen Eingang unter einem "The New York Times" Schriftzug laufen Menschen mit Smartphone in der Hand vorbei
Die Redaktion der "New York Times" hat ihren Sitz mitten in Manhattan
© Angela Weiss / AFP
Die "New York Times" ist ein Lieblingsgegner von US-Präsident Donald Trump. Das lieben offenbar auch ihre Leser. Eine Überschrift nach den Massakern von Dayton und El Paso hat aber viele Leser aufgeregt.

Es sind nur fünf Worte, die die Leser der "New York Times" aufgeregt haben. Aber es sind fünf wichtige Worte, denn sie sollten am Dienstag über dem Aufmacher der Zeitung stehen: "Trump urges unity vs. racism" - zu deutsch: Trump fordert Zusammenhalt gegen Rassismus. Doch als die geplante Titelseite via Twitter die Runde macht, sind viele entsetzt. Zwar hatte US-Präsident Donald Trump in seiner Rede zu den Massakern von El Paso und Dayton gesagt: "Unsere Nation muss Rassismus, Fanatismus und die Ideologie weißer Vorherrschaft verurteilen." Ansonsten gibt er Computerspielen und psychischen Erkrankungen die Schuld an den Taten, die Waffengesetze nimmt er von der Kritik quasi aus: "Geisteskrankheiten und Hass drücken ab, nicht die Waffe."

Leser von "New York Times" enttäuscht

Allerdings heizt Trump immer wieder mit aggressiver Rhetorik den Rassismus in den USA selbst an. Das kritisiert die "New York Times" auch immer wieder und ist seit langem Trumps liebstes Feindbild unter den US-Medien. Und genau deswegen halten ihr offenbar viele Leser die Treue. Als Journalist Nate Silver die Titelseite in Umlauf bringt, twittert er dazu: "Nicht sicher, ob ich den Artikel mit 'Trump fordert Zusammenhalt gegen Rassismus' überschrieben hätte." Sein Tweet der Titelseite hat die ganze Diskussion ins Rollen gebracht.

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Laut "Washington Post" drohten Leser sogar mit der Kündigung ihres Abos. Die Kritik war für die Macher der Zeitung Anlass genug, umgehend zu reagieren. Zunächst änderten sie die Überschrift in "Hass angreifen, aber nicht die Waffen".

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Dann schickte die Zeitung noch eine Stellungnahme hinterher. Im Namen der Zeitung erklärt Matt Purdy: "Wir mussten auf engstem Raum und unter knappen Fristen eine nuancierte Botschaft vermitteln, und leider war unser erster Versuch, dies zu erreichen, daneben." Weiter schreibt er: "Als eine Gruppe von Top-Redakteuren gestern Abend eine E-Mail mit der ersten Ausgabe der Titelseite erhielt, sahen wir die Schlagzeile, erkannten, dass sie nicht gut war und beschlossen, sie zu ändern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass unsere leitenden Redakteure die Überschriften während der Bearbeitung anpassen."

Zeitung erklärt Entstehen der Überschrift

Diese Diskussion habe in der Redaktion stattgefunden, während die Leser auf Twitter ebenfalls schon in die Diskussion eingestiegen seien. Sie hätten richtig darauf hingewiesen, dass die Überschrift nicht zu dem Artikel passe. "Wir sind sehr stolz auf die großartige Arbeit, die unsere Reporter und Redakteure bei den Massakern vom vergangenen Wochenende sowie bei Mr. Trump und Rassismus geleistet haben. Aber wir sind uns einig, dass Schlagzeilen äußerst wichtig sind, und in diesem Fall hätten wir es besser machen sollen."

Mehrere prominente Demokraten beschuldigen US-Präsident Donald Trump, er ebne mit seiner Rhetorik den Weg für Hassverbrechen.
© AFP / Getty Images
Demokraten geben Trumps Rhetorik Mitschuld an Hassverbrechen: "Treibt weiße Vorherrschaft voran"

Während die Leser der Zeitung zufrieden sein dürften, gehen nun Trump-Anhänger auf die Barrikaden. Sie kritisieren, die erste Überschrift sei treffend gewesen und die "New York Times" knicke vor dem "Hass der Demokraten" ein.

Den Machern der "New York Times" dürfte das relativ egal sein. Denn bei Trump-Anhängern gewinnt die linksliberale Zeitung eh keinen Blumentopf mehr.