Die Corona-Infektionszahlen in den USA steigen stetig – und viele Bundesstaaten reagieren unterschiedlich darauf. Die Kritik am Krisenmanagement von Präsident Trump wächst. stern-Korrespondent Jan Christoph Wiechmann schildert die aktuelle Corona-Lage in den USA.
Corona-Pandemie "Selbst im Krisenmanagement sind die USA gespalten"

US-Präsident Donald Trump (l.) und Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, einigen sich wohl nicht mehr auf ein Vorgehen gegen die Corona-Pandemie (Archivbild)
© Patrick Semansky/AP / DPA
Sehen Sie im Video: stern-Korrespondent Jan Christoph Wiechmann schildert die aktuelle Corona-Situation in den USA.
Jan Christoph Wiechmann, USA-Korrespondent des stern, sagt am 17. Juli 2020: "Die Corona-Pandemie ist zurück in Amerika und zwar mit voller Wucht. Nachdem die Zahlen im Mai und Juni zurückgingen, erreichen sie jetzt neue Höchststände. Die neue Infizierung pro Tag liegen bei 50.000, 60.000 und jetzt am vergangenen Freitag 75.000 pro Tag. Und auch die Zahl der Toten steigt wieder und erreicht etwa 1000 pro Tag. Wer trägt die Schuld daran? Dr. Anthony Fauci, der Leiter der epidemiologischen Abteilung am National Institute of Health - sozusagen der Professor Drosten der Vereinigten Staaten - macht verschiedene Dinge dafür verantwortlich.
Zum einen wurde am Anfang nicht genug getestet. Zum anderen fehlte die Koordinierung zwischen dem Weißen Haus und den Bundesstaaten. Es gab keine einheitliche Krisenpolitik. Und jetzt gibt es Gouverneure der Bundesstaaten, die viel zu früh wieder öffnen und die sich nicht an die Richtlinien halten. Dr. Fauci herausgegeben hat. Er wird dafür kritisiert, auch im Weißen Haus. Das ist in etwa so, als würde Angela Merkel Professor Drosten angreifen. Da gibt es Attacken von einigen Mitarbeitern im Weißen Haus.
Es geht immer wieder um die Frage: Sollte man das Land öffnen oder sollte man es nicht wieder einmal schließen, damit die Zahl nicht so stark steigen? Betroffen sind verschiedene Staaten, vor allem die im Süden, in Arizona, in Kalifornien. Auch Florida ist betroffen. Und Texas. Aber auch andere Staaten im Mittleren Westen, hier, wo wir uns befinden, in Maryland und in Virginia, gleich in der Nachbarschaft und auch in Washington, D.C. Gehen die Zahlen ebenfalls wieder hoch.
Nicht ganz so dramatisch wie im Süden. Dennoch: In einigen Touristenregionen an der Atlantikküste stiegen sie um das Fünffache. Wie reagiert die Politik darauf? Der Gouverneur von Virginia beispielsweise schickt jetzt fünf Inspektoren zu den ganzen Restaurants, zu den Geschäften und Bars, um zu sehen, ob er nicht die Lizenzen entziehen will. Dann nämlich, wenn sich die Gastgeber und die Gäste nicht an die Richtlinien halten. Auch der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, ein Republikaner, geht ähnlich vor.
Er ist derjenige, der übrigens Präsident Trump sehr kritisiert, also seine eigenen Parteikollegen für das Krisenmanagement in der Corona-Pandemie. Er sagt, es gebe im Weißen Haus keine Koordinierung mit den Bundesstaaten. Und Trump selber habe völlig versagt. Das ist der Republikaner, der sich am weitesten aus dem Fenster wagt in der Kritik am Präsidenten. Amerika steht jetzt also vor dem Scherbenhaufen des Krisenmanagements. Wie geht es weiter? Es gibt Bundesstaaten, die jetzt zurückfallen in den Lockdown, die Bars und Restaurants etcetera wieder schließen.
Es gibt Universitäten und Schulen, die bereits angekündigt haben, dass sie im Herbst keine Seminare und keinen Unterricht stattfinden lassen wird, und in anderen Bundesstaaten versucht man es weiterhin mit einem stärkeren Maskenzwang. Nicht alle halten sich daran. Es gibt eine kuriose Situation im Bundesstaat Georgia. Dort haben zum Beispiel Bürgermeister entschieden, dass der Maskenzwang durchgesetzt wird, um die Zahlen niedrig zu halten. Der Gouverneur hingegen, Brian Kemp, ein Republikaner, ist vor Gericht gezogen, um den Maskenzwang zu verhindern.
Daran sieht man, wie gespalten dieses Land ist – selbst in dieser Pandemie, selbst im Krisenmanagement. Und umso schlechter sind die Zahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika."
Jan Christoph Wiechmann, USA-Korrespondent des stern, sagt am 17. Juli 2020: "Die Corona-Pandemie ist zurück in Amerika und zwar mit voller Wucht. Nachdem die Zahlen im Mai und Juni zurückgingen, erreichen sie jetzt neue Höchststände. Die neue Infizierung pro Tag liegen bei 50.000, 60.000 und jetzt am vergangenen Freitag 75.000 pro Tag. Und auch die Zahl der Toten steigt wieder und erreicht etwa 1000 pro Tag. Wer trägt die Schuld daran? Dr. Anthony Fauci, der Leiter der epidemiologischen Abteilung am National Institute of Health - sozusagen der Professor Drosten der Vereinigten Staaten - macht verschiedene Dinge dafür verantwortlich.
Zum einen wurde am Anfang nicht genug getestet. Zum anderen fehlte die Koordinierung zwischen dem Weißen Haus und den Bundesstaaten. Es gab keine einheitliche Krisenpolitik. Und jetzt gibt es Gouverneure der Bundesstaaten, die viel zu früh wieder öffnen und die sich nicht an die Richtlinien halten. Dr. Fauci herausgegeben hat. Er wird dafür kritisiert, auch im Weißen Haus. Das ist in etwa so, als würde Angela Merkel Professor Drosten angreifen. Da gibt es Attacken von einigen Mitarbeitern im Weißen Haus.
Es geht immer wieder um die Frage: Sollte man das Land öffnen oder sollte man es nicht wieder einmal schließen, damit die Zahl nicht so stark steigen? Betroffen sind verschiedene Staaten, vor allem die im Süden, in Arizona, in Kalifornien. Auch Florida ist betroffen. Und Texas. Aber auch andere Staaten im Mittleren Westen, hier, wo wir uns befinden, in Maryland und in Virginia, gleich in der Nachbarschaft und auch in Washington, D.C. Gehen die Zahlen ebenfalls wieder hoch.
Nicht ganz so dramatisch wie im Süden. Dennoch: In einigen Touristenregionen an der Atlantikküste stiegen sie um das Fünffache. Wie reagiert die Politik darauf? Der Gouverneur von Virginia beispielsweise schickt jetzt fünf Inspektoren zu den ganzen Restaurants, zu den Geschäften und Bars, um zu sehen, ob er nicht die Lizenzen entziehen will. Dann nämlich, wenn sich die Gastgeber und die Gäste nicht an die Richtlinien halten. Auch der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, ein Republikaner, geht ähnlich vor.
Er ist derjenige, der übrigens Präsident Trump sehr kritisiert, also seine eigenen Parteikollegen für das Krisenmanagement in der Corona-Pandemie. Er sagt, es gebe im Weißen Haus keine Koordinierung mit den Bundesstaaten. Und Trump selber habe völlig versagt. Das ist der Republikaner, der sich am weitesten aus dem Fenster wagt in der Kritik am Präsidenten. Amerika steht jetzt also vor dem Scherbenhaufen des Krisenmanagements. Wie geht es weiter? Es gibt Bundesstaaten, die jetzt zurückfallen in den Lockdown, die Bars und Restaurants etcetera wieder schließen.
Es gibt Universitäten und Schulen, die bereits angekündigt haben, dass sie im Herbst keine Seminare und keinen Unterricht stattfinden lassen wird, und in anderen Bundesstaaten versucht man es weiterhin mit einem stärkeren Maskenzwang. Nicht alle halten sich daran. Es gibt eine kuriose Situation im Bundesstaat Georgia. Dort haben zum Beispiel Bürgermeister entschieden, dass der Maskenzwang durchgesetzt wird, um die Zahlen niedrig zu halten. Der Gouverneur hingegen, Brian Kemp, ein Republikaner, ist vor Gericht gezogen, um den Maskenzwang zu verhindern.
Daran sieht man, wie gespalten dieses Land ist – selbst in dieser Pandemie, selbst im Krisenmanagement. Und umso schlechter sind die Zahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika."