Die Türkei hat ihre Offensive gegen die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak beendet. Der Generalstab in Ankara betonte jedoch, die Entscheidung sei nicht auf ausländischen Druck hin getroffen worden. Die Armee habe ihre Ziele erreicht, auch wenn die Bodenoffensive nicht das Ende der PKK bedeute.
Rückzug begann am frühen Morgen
Ein Sprecher der Kurdischen Arbeiterpartei, Ahmad Danas, sagte, der Rückzug der türkischen Truppen habe am frühen Morgen begonnen. Das deckt sich mit Beobachtungen eines Fotografen der Nachrichtenagentur AP, der am Morgen in der Grenzstadt Cukurca gesehen hatte, wie Dutzende von Militärtransportern mit Soldaten die Grenze überquerten.
Der türkische Fernsehsender NTV berichtete unter Berufung auf irakisch-kurdische Regierungskreise, dass die türkischen Truppen ihre Aktionen in der Region Zap eingestellt hätten. Die türkische Nachrichtenagentur Dogan meldete unter Berufung auf türkische Sicherheitskreise, es würden zunächst nur diejenigen Soldaten abgezogen, die ihre Aufgaben absolviert hätten.
Ziele erreicht
US-Präsident George W. Bush hatte vom NATO-Verbündeten Türkei ein baldiges Ende der Militäroffensive gefordert, nachdem die Türkei einen Zeitplan noch kurz zuvor abgelehnt hatte. Bagdad begrüßte das Ende der Offensive.
Der Sprecher der irakischen Regierung, Ali al-Dabbagh, erklärte: "Wir begrüßen den Abzug der türkischen Truppen aus dem Norden des Iraks." Der "geordnete Rückzug" der türkischen Truppen habe am Freitag im Morgengrauen begonnen. Er hoffe, dass der Gesprächsfaden zwischen Ankara und Bagdad in Zukunft nicht abreißen werde, damit es keine weiteren militärischen Konfrontationen mehr gebe.
Der türkische Generalstab erklärte, Hauptziel der achttägigen Offensive sei ein wichtiges Lager der PKK im nordirakischen Zap-Tal gewesen. Dieses war von Soldaten eingenommen worden. Türkische Medien hatten unter Berufung auf Militärkreise berichtet, die Armee wolle im Anschluss auf das Hauptquartier der PKK in den Kandil-Bergen etwa 100 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt vorrücken.
Unklarheit über die Höhe der Verluste
Die türkischen Streitkräfte haben die Zahl der bislang getöteten Rebellen mit 240 angegeben. Die eigenen Verluste bezifferten sie mit 27. Nach kurdischen Informationen hingegen sollen 81 türkische Soldaten und nur fünf Rebellen getötet worden sein.
Die Türkei betrachtet den Nordirak als Rückzugsgebiet der PKK-Kämpfer, die sie als Terroristen bezeichnet. Auch die Europäische Union und die USA stufen die PKK als Terrororganisation ein. Der bewaffnete Kampf der kurdischen Rebellen in der Türkei hat seit 1984 rund 40.000 Menschenleben gekostet.