Ein Bombenanschlag in Nordirland hat am Montag die Vollendung einer der wichtigsten Etappen des Karfreitagsabkommens überschattet. Nach Polizeiangaben detonierte um 00.24 Uhr Ortszeit (01.24 Uhr MESZ) ein Sprengsatz nahe der Zentrale des Inlandsgeheimdienstes MI5 in Belfast. Um Mitternacht übernahm Nordirland erstmals seit 38 Jahren die Zuständigkeit für Polizei und Justiz von der Regierung in London.
Durch die Explosion sei niemand ernsthaft verletzt worden, teilte eine Polizeisprecherin mit. Der Sprengsatz sei in einem zuvor entführten Taxi deponiert worden und hinter der Palace-Kaserne in Holywood explodiert. In der ehemaligen Kaserne der britischen Armee am Stadtrand von Belfast sind inzwischen hunderte Mitarbeiter des MI5 untergebracht. Ein älterer Mann sei durch die Wucht der Explosion umgeworfen und in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte ein anderer Polizist mit. Mehrere Häuser wurden evakuiert.
Der Anschlag fiel mit dem jüngsten Schritt im Friedensprozess in Nordirland zusammen: der Verlagerung von Zuständigkeiten bei Polizei und Justiz von Großbritannien auf Nordirland. Unter anderem erhält die britische Provinz zum ersten Mal einen eigenen Justizminister.
Zuvor hatte die Provinz bereits die Kontrolle im Bildungs- und Gesundheitsbereich übernommen. Polizei und Justiz galten allerdings wegen der konfliktreichen Vergangenheit Nordirlands als besonders heikle Bereiche. In dem mehr als drei Jahrzehnte dauernden Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken, der 1998 durch das Karfreitagsabkommen beendet wurde, kamen mehr als 3500 Menschen ums Leben.
Beobachter befürchten, dass es zu Unruhen kommt, da einige pro-irische Gruppierungen nicht auf den politischen Weg setzen, sondern auf den Kampf für den Anschluss Nordirlands an die Republik Irland. Die Polizei hat die Gefahr von Anschlägen als hoch eingestuft und Sicherheitskräfte als vorrangiges Ziel bezeichnet.