Oppositionsführerin in Myanmar Suu Kyi ruft nach Freilassung zu Geschlossenheit auf

Tausende Menschen haben in Myanmar die Freilassung der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi bejubelt, Politiker aus aller Welt begrüßten den Schritt. Mehr als 15 Jahre hatte die Friedensnobelpreisträgerin unter Hausarrest oder im Gefängnis verbracht. Sie rief ihre Anhänger zu Geschlossenheit auf.

Nach 15 Jahren Gefängnis und Hausarrest ist Myanmars Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi am Samstag in die Freiheit entlassen worden. Inzwischen hat sich die 65-Jährige auch ihren Anhängern gezeigt. Sie erschien in Rangun am Tor ihres Hauses, in dem sie jahrelang abgeschnitten von der Außenwelt leben musste. Dabei winkte die Friedensnobelpreisträgerin den Menschen zu und lächelte.

"Wenn wir in Eintracht zusammenarbeiten, werden wir unser Ziel erreichen. Wir haben noch eine Menge zu tun", sagte die 65-Jährige, die sich zur Feier des Tages eine Blume ins Haar gesteckt hatte.

Mehrere tausend Sympathisanten feierten die Freilassung Suu Kyis in der Nähe ihres Hauses. Viele hatten dort seit den frühen Morgenstunden gewartet, berichteten Augenzeugen. Sie trugen Poster und T-Shirts mit dem Bild der Politikerin. Die Menschen stürmten zu ihrem Haus, nachdem die Militärpolizei die Barrieren weggeräumt hatte, die den Zugang zur University Avenue seit Jahren versperrt hatten. Suu Kyi wolle sich kurz nach ihrer Freilassung der Presse stellen, hatte ihr Anwalt angekündigt. Sie wolle dazu zum Büro ihrer vor einem halben Jahr von den Militärbehörden aufgelösten Partei Nationalliga für Demokratie (NLD) fahren. Auch dort herrschte schon den ganzen Samstag emsiges Treiben.

Positive Reaktionen auf die Freilassung

Menschenrechtler erklärten, die Freilassung sei kein Gnadenakt der Militärmachthaber. Vielmehr habe Suu Kyi ihre nach einem unfairen Prozess verhängte Strafe abgesessen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), US-Präsident Barack Obama, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und andere westliche Politiker forderten das Regime auf, nun auch die mehr als 2000 weiteren politischen Gefangenen freizulassen. Suu Kyi zeigte sich zurück in der Freiheit kämpferisch: "Wir müssen zusammenarbeiten, um unsere Ziele zu erreichen", forderte sie ihre Anhänger auf.   Koalition und Opposition in Deutschland haben die Freilassung Suu Kyi begrüßt. "Aung San Suu Kyi ist eine Symbolfigur für den weltweiten Kampf für die Verwirklichung der Menschenrechte. Ihre Gewaltlosigkeit und Unnachgiebigkeit haben sie zu einem bewunderten Vorbild werden lassen", sagte Angela Merkel.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte, die Nobelpreisträgerin verkörpere wie niemand anderes den Wunsch der myanmarischen Bevölkerung nach Demokratie, Freiheit, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit. Auch er rief die Regierung in Rangun zur Freilassung der politischen Gefangenen auf.

Grünen-Chefin Claudia Roth nannte Suu Kyi eine "ganz außergewöhnliche, mutige Frau, deren unermüdlicher Kampf für Menschenrechte und Demokratie weltweit ein leuchtendes Beispiel ist". Ihre Freilassung stärke die Demokratiebewegung in Myanmar, wo Menschen- und Grundrechte von den Militärmachthabern weiter brutal mit Füßen getreten würden, erklärte Roth.

Suu Kyi verpasste Parlamentswahlen

Der aktuelle Hausarrest der 65-Jährigen endete offiziell am Samstag. Suu Kyi durfte deshalb nicht an den Parlamentswahlen am vergangenen Wochenende teilnehmen. Ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte die vorherigen Wahlen vor 20 Jahren gewonnen, die Militärführung des südostasiatischen Landes erkannte den Sieg jedoch nie an.

Als Suu Kyi 2002 zuletzt auf freiem Fuß war, versammelten sich bei jedem ihrer öffentlichen Auftritte zahlreiche Menschen. Seit ihrer erneuten Inhaftierung im Jahr 2003 lebte sie abgeschnitten von der Außenwelt ohne Telefon oder Internetanschluss. Als vergangenes Jahr eigentlich ein Ende des Arrests bevorstand, verlängerte die Junta Suu Kyis Freiheitsstrafe um 18 weitere Monate, nachdem ein US-Bürger ungebeten in ihr Haus eingedrungen war.

Auf Suu Kyis Schultern lasten hohe Erwartungen. Sie kämpft seit 21 Jahren friedlich gegen die Militärjunta und für die Demokratie. 1991 war sie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden.

DPA
mlr/DPA/AFP