Die kanadische Regierung unter dem liberalen Premierminister Paul Martin ist in der Nacht durch ein Misstrauensvotum im Parlament gestürzt worden. Die drei Oppositionsparteien brachten die Regierung mit 171 zu 133 Szimmen zu Fall. Sie werfen Martin vor, nicht mehr über die moralische Autorität zur Führung des - nach Russland - flächenmäßig zweitgrößten Landes der Welt zu verfügen.
Die Liberalen hatten bei der letzten Landeswahl vor 17 Monaten eine knappe Mehrheit errungen. Ein Misstrauensvotum in diesem Mai überstanden sie denkbar knapp mit nur einer Stimme. Seitdem verlor Martin die Unterstützung der Partei der Neuen Demokraten und musste am Montagabend (Ortszeit) in Ottawa die Niederlage hinnehmen.
Vermutlich Neuwahlen im Januar
Nach Einschätzung kanadischer Medien dürfte der Ministerpräsident bereits am Dienstag das Parlament auflösen und für Ende Januar, aller Voraussicht nach den 23. Januar 2006, Neuwahlen ausrufen. Damit würde der Wahlkampf um die Führung in der Hauptstadt Ottawa mitten im eisalten kanadischen Winter, über Weihnachten und Neujahr, auf Hochtouren laufen.
Die Opposition unter dem Konservativen Stephen Harper verspricht der Bevölkerung niedrigere Steuern und ein Verbot der von den Martins Partei akzeptierten Homo-Ehe. Seine Partei beschuldigt die Liberalen, Steuergelder zur Förderung des Einheitsgedankens in der abtrünnigen Provinz Québec für die Finanzierung ihres Wahlkampfes abgezweigt zu haben.
Martin selbst, der zu jener Zeit Finanzminister unter dem Premier Jean Crétien war, wurde nie ein schuldhaftes Verhalten nachgewiesen.