Wenn die Neuseeländer am Samstag zu den Wahlurnen schreiten, werden sie zu entscheiden haben, ob die 61-jährige Judith Collins, die Vorsitzende der Mitte-Rechts-Nationalpartei, sie in Zukunft regieren soll. Oder ob sie doch der progressiven 40-jährigen Jacinda Ardern eine zweite Amtszeit als Premierministerin gewähren.
Derzeit deutet alles auf einen erneuten Sieg Arderns hin. In Umfragen erreicht sie 55 Prozent Zustimmung und damit 32 Prozentpunkte mehr als ihre Gegnerin von der Nationalpartei. Ihre Partei liegt 15 Prozentpunkte vor der wichtigsten Oppositionspartei.
Ardern gilt als eines der beliebtesten neuseeländischen Staatsoberhäupter aller Zeiten. Und seit die Coronakrise ausgebrochen ist, sind ihre Zustimmungsraten sogar noch gestiegen, weil ihre Regierung frühzeitig Maßnahmen ergriffen hatte, um die Pandemie einzudämmen. Bei rund fünf Millionen Einwohnern verzeichnete Neuseeland nur 25 Todesfälle in Zusammenhang mit dem neuartigen Virus.
Auch in anderen Situationen hat sich Ardern als eine gute Krisen-Managerin erwiesen. In den drei Jahren seit ihrem Amtsantritt sah sich die 40-Jährige mit dem schlimmsten Terroranschlag in der Geschichte Neuseelands, einem tödlichen Vulkanausbruch und einer schweren Rezession konfrontiert.
Hartgesottene Politikerin gegen "Everybody's Darling"
Die Frau, die es mit "Everybody's Darling" aufnehmen will, ist eine hartgesottene Politikerin, die die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher bewundert. Collins ist eine praktizierende Christin, die für ihre strenge Politik und ihre scharfen Scherze bekannt ist. Polit-Skandale sind ihr aber nicht fremd. 2014 trat sie etwa als Justizministerin zurück, nachdem sie angeblich an einer Kampagne zur Untergrabung des damaligen Direktors des Serious Fraud Office beteiligt war. Später wurde sie aber durch eine Untersuchung der Regierung entlastet. "Ich bin wirklich dankbar, dass die Wahrheit herausgekommen ist", sagte sie damals laut einem Bericht von Radio New Zealand.
Mit ihrer Kandidatur bewies Collins jedenfalls Mut. Sie ist bereits die dritte Vorsitzende ihrer Partei in diesem Jahr und übernahm den Job gerade mal drei Monate vor der Wahl an.
Das Nachrichtenportal "Stuff" sprach von einem "historischen Wahlkampf". Das Ergebnis werde bestimmen, "wie wir aus dem größten wirtschaftlichen Schock seit Jahrzehnten herauskommen". Sicher scheint nur: Es wird eine Frau sein, die Neuseeland durch die Krise manövrieren wird.