Präsidentenwahl in Frankreich Beifallsstürme für "Speedy Sarko"

Mit 98,1 Prozent wurde der französische Innenminister Nicolas Sarkozy offiziell zum Kandidaten der konservativen Regierungspartei UMP gewählt worden. Damit tritt der 51-Jährige die Nachfolge des amtierende Präsidenten Chirac an. Er gilt als provozierender Mann der Tat.

Der französische Innenminister Nicolas Sarkozy ist jetzt auch offiziell Kandidat für die Nachfolge von Staatspräsident Jacques Chirac. Die abstimmenden Mitglieder der Regierungspartei UMP votierten mit 98,1 Prozent für den einzigen Bewerber Sarkozy, der auch Parteichef der Union für eine Volksmehrheit ist. Das wurde am Sonntag auf dem Sonderkongress der Partei in Paris bekannt gegeben, die den 51-Jährigen mit demonstrativer Geschlossenheit in den Kampf um den Elysée-Palast schickt. 229 000 der 337 000 UMP-Mitglieder (69,06 Prozent) nahmen an der Abstimmung teil.

Fast 80 000 Parteimitglieder und Anhänger waren nach UMP-Angaben aus ganz Frankreich angereist, um ihren Kandidaten Sarkozy und damit einen Generationenwechsel in der Politik zu feiern. "Gemeinsam wird alles möglich", unter diesem Motto läutete die UMP den Wahlkampf ein. Der Sonderkongress war in einer Halle des Expo-Geländes im Pariser Südwesten einberufen worden, in der Chirac 1976 die neogaullistische Partei RPR gegründet hatte. Chirac schickte kein Grußwort zur Inthronisierung des Innenministers als Präsidentschaftskandidat.

"Wir sind eine große vereinte Familie, wir sind die Öffnung, die ausgestreckte Hand", forderte Sarkozy die Partei zur Geschlossenheit auf. Alle sollten "triumphal" empfangen werden, meinte er, damit auf den Premierminister anspielend. Dominique de Villepin stimmte nicht für Sarkozy, weil der Staatschef sich noch nicht zu einem möglichen dritten Mandat geäußert hat. Villepin musste mit Pfiffen auf dem Kongress rechnen, die nach Sarkozys Aufruf dann jedoch ausblieben.

Von seinem ehemaligen Mentor Chirac bekommt Sarkozy keine Unterstützung mehr

Auch der enge Chirac-Vetraute und frühere Premierminister Alain Juppé hatte sich klar hinter Sarkozy gestellt. Die ebenfalls dem Staatspräsidenten sehr nahe stehende Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie hatte am Freitag auf eine Kandidatur außerhalb der UMP verzichtet und eindeutig Sarkozy unterstützt. Dem Innenminister fehlt allerdings die Unterstützung seines früheren Mentors Chirac, der nach eigenen Worten noch über eine eigene Kandidatur nachdenkt.

Gilt als Gegner eines EU-Beitritts der Türkei

Der 51-Jährige Sarkozy, der aus einer jüdischen Einwandererfamilie stammt, provoziert gerne und hat auf diese Weise schon viel Unruhe unter die französischen Konservativen gebracht - oder anders formuliert: frischen Wind. Je nach Standpunkt im breiten Spektrum der Union für eine Volksbewegung (UMP) gilt der Jurist als Heilsbringer oder Störenfried, in jedem Fall aber als Instinktpolitiker mit der unbestrittenen Fähigkeit, Menschen um sich zu scharen. Bewundernd nennen ihn seine Anhänger daher auch "Super-Sarko".

Denn er hat sich bei allen Themen profiliert, die den französischen Wählern auf den Nägeln brennen: Er gehört nicht zuletzt zu den entschiedensten Gegnern eines Beitritts der Türkei zur Europäischen Union (EU). Das Thema war einer der Hauptgründe für das klare Nein der Franzosen zur EU-Verfassung im vergangenen Jahr. Schließlich gilt er vielen Franzosen als Traum-Gegner der linken Hoffnungsträgerin Royal. Umfragen zufolge verspricht das Rennen im Frühjahr spannend zu werden, da beide derzeit Kopf-an-Kopf liegen.

DPA
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