Präsidentenwahl Iraner stürmen an die Urnen

Riesen-Andrang bei der iranischen Präsidentenwahl: Bei der Richtungswahl zwischen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad und Reformer Mir-Hussein Mussawi zeichnet sich eine Rekordbeteiligung von mehr als 80 Prozent ab. Die Öffnungszeiten der Wahllokale mussten mehrmals verlängert werden.

Bei der Richtungswahl im Iran hat sich am Freitag eine Rekordbeteiligung von mehr als 80 Prozent der 46,2 Millionen Wahlberechtigten abgezeichnet. Wegen des Wählerandrangs wurde die Abstimmung mehrmals bis zuletzt 21.30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit verlängert. Das ist im Iran allerdings nichts Ungewöhnliches: Bei vergangenen Wahlen waren die Wahllokale oft ebenfalls bis zu drei Stunden länger geöffnet.

Die Wähler entscheiden darüber, ob der konservative Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad oder der liberale frühere Regierungschef Mir-Hussein Mussawi das höchste per Wahl besetzte Staatsamt im Iran bekommt. Allerdings ist die Macht des Präsidenten durch den großen Einfluss des Obersten geistlichen Führers, Ayatollah Ali Chamenei, und die ihm unterstellte Revolutionsgarde begrenzt.

Vor der Veröffentlichung der offiziellen Ergebnisse haben sich beide Lager siegessicher gezeigt. Sowohl Freunde des Amtsinhabers Ahmadinedschad als auch ein Mitstreiter Mussawis sehen ihren Kandidaten bei etwa 60 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Der vierwöchige Wahlkampf wurde von harten Auseinandersetzungen zwischen Mussawi und Ahmadinedschad geprägt. Der 67-jährige Mussawi, der in den 80er Jahren Ministerpräsident war, warf Ahmadinedschad vor, er lenke den Iran in eine Diktatur. Die Revolutionsgarde warnte das Reformlager am Mittwoch, sie werde jede "Revolution" der "grünen Bewegung" Mussawis zerschlagen.

Der geistliche Führer Ayatollah Ali Chamenei rief die Wähler am Freitag zur Ruhe auf. Wenn einige Spannungen schaffen wollten, dann würde dies dem Volk nur schaden, mahnte Chamenei, der offiziell keine Präferenz für einen der vier Kandidaten erkennen ließ. Außer Ahmadinedschad und Mussawi sind dies der Reformer und frühere Parlamentspräsident Mahdi Karrubi sowie der konservative ehemalige Kommandeur der Revolutionsgarden Mohsen Resaei. Letzeren wurden nur geringe Chancen eingeräumt. Sie könnten die jeweils führenden Kandidaten ihres Lagers jedoch um die absolute Mehrheit bringen, sodass am 19. Juni eine Stichwahl erforderlich würde.

Besonders jüngere Iraner unter 30, die gut ein Drittel der Stimmberechtigten ausmachen, unterstützen Mussawi. Sie versprechen sich von ihm größere persönliche Freiheiten, eine Öffnung zum Westen und eine bessere Wirtschaftspolitik. Für die Mobilisierung der Jugend hat Mussawis beliebte Ehefrau Sarah Ranahward, eine frühere Universitätsdekanin, entscheidend beigetragen. Ahmadinedschad hat seine Anhänger dagegen bei der Landbevölkerung und den Armen im Süden von Teheran. Berichte über Unregelmäßigkeiten gab es bis zum Nachmittag nicht.

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AP/DPA/Reuters