Die Vereinten Nationen halten ungeachtet drohender Unruhen und einer nicht überwundenen Cholera-Epidemie an den Präsidenten- und Parlamentswahlen am Sonntag in Haiti fest. Der Chef der provisorischen Wahlkommission Pierre Louis Opont forderte die Kandidaten nach lokalen Medienberichten vom Mittwoch auf, sich von gewaltbereiten Anhängern zu distanzieren. Unterdessen stieg die Zahl der Cholera-Toten auf über 1400.
"Ich vertraue darauf, dass wir unter den speziellen haitianischen Bedingungen gute Wahlen haben werden", sagte der Chef der UN-Mission Minustah, der guatemaltekische Diplomat Edmond Mulet, am Dienstagabend (Ortszeit) in Port-au-Prince. Die Polizisten und Soldaten der aus rund 10 000 Mann bestehenden Mission stünden bereit, um die Sicherheit bei dem Urnengang am kommenden Sonntag zu gewährleisten. Die Wahlzettel befänden sich unter der Kontrolle der Minustah und würden rechtzeitig vor dem Termin auf die Wahllokale im ganzen Land verteilt.
In der vergangenen Woche war es in verschiedenen Städten, darunter auch in der Hauptstadt Port-au-Prince, zu gewalttätigen Protesten gekommen. Sie wurden nach Meinung der UN von politischen Kräften provoziert, die die Wahlen verhindern wollen. Die Proteste hatten sich vor allem gegen die seit 2004 im ärmsten Land Amerikas stationierte UN-Truppe gerichtet, der vorgeworfen wird, die Cholera aus Nepal eingeschleppt zu haben.
Unterdessen teilte das haitianische Gesundheitsministerium am Dienstagabend (Ortszeit) mit, dass die Zahl der Cholera-Toten seit dem Ausbruch am 19. Oktober auf über 1400 angestiegen ist. Der UN- Koordinator für humanitäre Hilfe, Nigel Fisher, geht sogar von rund 2000 Toten aus.
Nach Angaben der haitianischen Regierung, die auf einer Erhebung vom vergangenen Samstag beruhen, haben sich seit Ausbruch der Seuche am 19. Oktober 60 240 Menschen infiziert, von denen noch 25 248 behandelt werden. Die meisten Opfer wurden im Department Artibonite verzeichnet, wo die Krankheit ausgebrochen war. In der Hauptstadt Port-au-Prince, wo im Januar ein Erdbeben rund 230 000 Menschen das Leben kostete, starben den offiziellen Angaben zufolge 74 Menschen an der Cholera.
Seit einigen Tagen haben die Behörden in Port-au-Prince damit begonnen, die Cholera-Toten in einem Massengrab außerhalb der Stadt beizusetzen. In anderen Städten Zentralhaitis waren die Toten bereits vor Tagen verbrannt worden.