In der ersten Runde der Präsidentenwahl auf Zypern haben die Wähler dem politischen Hardliner Tassos Papadopoulos die rote Karte gezeigt. Der Amtsinhaber landete mit knapp 32 Prozent der Stimmen nur auf dem dritten Platz und schied damit aus dem Rennen um das Präsidentenamt aus. Papadopoulos hatte sich 2004 einem UN-Plan zur Überwindung der Teilung widersetzt. Daraufhin hatten mehr als zwei Drittel der griechischen Zyprer den Plan in einem Referendum abgelehnt. Nun wächst die Hoffnung, dass in den seit Jahrzehnten festgefahrenen Konflikt Bewegung kommt.
Die Wahl des Präsidenten im griechisch-zyprischen Teil des Landes gilt als richtungsweisend angesichts eines möglichen neuen Anlaufs der Vereinten Nationen zur der Trennung der Insel, die seit 2004 zur EU gehört. Denn im Rennen verblieben sind der konservative ehemalige Außenminister Ioannis Kassoulidis (33,51 Prozent) und der linke Kandidat und Parlamentspräsident Dimitris Christofias (33,29 Prozent). Beide wollen im Falle eines Wahlsieges rasch Gespräche mit den türkischen Zyprern im Nordteil der Insel aufnehmen. Kassoulidis gilt als Befürworter des vor vier Jahren abgelehnten UN-Plans. Auch Christofias strebt eine Wiedervereinigung so schnell wie möglich an.
"Nachricht für eine friedliche Zukunft"
Die linksgerichtete zyprische Zeitung "Charavgi" wertete die Abwahl von Papadopoulos als eine "Nachricht für eine friedliche Zukunft" auf der seit 1974 zwischen griechischen- und türkischen Zyprern geteilten Insel. Mit dem Ergebnis der ersten Wahlrunde habe sich eine günstige Gelegenheit aufgetan, kommentierte auch die türkische Zeitung "Zaman". Ferdi Soyer, Ministerpräsident der international nicht anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern", wertete die Wahlentscheidung als Zeichen dafür, dass zwei Drittel der griechischen Zyprer die bisherige Politik ablehnen.
Papadopoulos gestand nach der ersten Runde seine Niederlage ein. Er sagte jedoch, er habe im April 2004 mit seiner Politik gegen den UN-Plan "Zypern gerettet". Und seine Stimme hat noch immer Gewicht.
Werben um das Verlierer-Lager
Bereits einen Tag nach der ersten Runde der Präsidentenwahl ist der Wahlkampf um das Präsidentenamt am Montag wieder voll entbrannt: Die beiden im Rennen verbliebenen Kandidaten Kassoulidis und Christofias werben um die Stimmen des Verlierers. Vorwürfe, Papadopoulos sei ein Hardliner, der die Insel in die Katastrophe führe, wurden "schnell vergessen", kommentierten politische Beobachter in Griechenland. Die Kandidaten würden sich dabei "überschlagen", Papadopoulos den Hof zu machen.
"Papadopoulos ist ein Patriot", hatte Präsidentschaftskandidat Christofias im Fernsehen gesagt, nachdem das Ergebnis der ersten Runde feststand. "Er hat gewissenhaft gearbeitet. Er hat unseren Respekt verdient", schloss sich auch Kassoulidis dem Rennen um die Stimmen der Wähler des scheidenden Präsidenten an.