Kaum war Kanzler Schröder per Hubschrauber vom Flughafen Glasgow in den hermetisch abgesicherten Golf-Resort eingeflogen, traf er sich nicht etwa mit dem Gastgeber Tony Blair oder einem seiner anderen Kollegen, sondern mit Bono und Bob Geldorf. Die beiden Rocksänger wollten vor den Beratungen der Regierungschef noch mal Druck machen für ihre Afrika-Initiative. Der U2-Sänger hat Schröder deswegen wiederholt Briefe geschrieben - zuletzt am 26. Juni.
Das Treffen begann mit leichter Verspätung - nicht wegen des Kanzlers, sondern das Gespräch von Bono mit US-Präsident George Bush hatte einfach zu lang gedauert. Die Begrüßung war herzlich - fast wie unter alten Freunden. Geldorf umarmte Schröders Afrika-Beauftragte Uschi Eid. Und für den Kanzler nahm Bono sogar seine Mütze und die Sonnenbrille ab. So war die Atmosphäre gar nicht cool, sondern locker.
Schröder versicherte den beiden Sängern: "Afrika ist ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik, wird es bleiben und muss es bleiben." Und der Kanzler dankte den Musikern für ihr Engagement für schwarzen Kontinent. Artig gaben die beiden Künstler den Dank zurück. Als es allerdings ums Geld ging, war es mit der Einigkeit vorbei. Zusammen mit Nichtregierungsorganisationen fordern Bono und Geldorf ein großes Entschuldungspaket für Afrika. "Es reicht nicht allein Geld zu überweisen", konterte der Kanzler, in den Ländern Afrikas müsse auch die Regierungsarbeit verbessert und die Korruption zurückgedrängt werden.
Immerhin versprach Schröder in den nächsten Jahren die deutsche Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern und sich für eine Flugticketsteuer zugunsten der Armen einzusetzen. Die Mehrheit der Deutschen halte davon zwar wenig, aber wenn man von etwas überzeugt sei, müsse man das machen. "Wenn die Deutschen etwas sagen, dann tun sie es auch", antwortete Bono voller Respekt. Nach dem Gespräch lobte der U2-Boss den Kanzler für seine Zusagen: "Wir wissen, dass er bald Wahlen hat und das alles macht seine Lage in Deutschland schwieriger."
Am Ende des Pop-Politik-Gipfels
redeten die drei sogar über Musik. Zwar ist Schröder ein Freund von Scorpions-Sänger Klaus Meine, doch mit Rockmusik hat er eigentlich nicht viel am Hut. Wenn er mal ein Lied anstimmt dann Rudi Schurikes "Wenn bei Capri die Rote Sonne im Meer versinkt." Auch das "Live-8"-Konzert hatte der Kanzler nicht verfolgt, sondern nur darüber gelesen. Doch Organisator Geldorf schwemmte ihm vor: Über 250.000 Besucher wären allein in Berlin vor das Brandenburger Tor gekommen. Und die Fernsehsender hatten Rekordeinschaltquoten gehabt, was Geldorf kurzerhand in eine Demonstration für seine Ziele umdeutete.
Bono berichtete, dass er am nächsten Tag zu einem U2-Konzert im Olympia-Stadion nach Berlin fliegen werde. Da werde er auch über das Gespräch mit Schröder berichten versprach der Sänger. Dann war die halbe Stunde rum: Auf die beiden Rock-Diplomaten wartete die Presse und danach Frankreichs Präsident Chirac. Für Schröder begann der übliche Gipfeltrott: Ein Gespräch mit Kanadas Premier Martin und das festliche Abendessen mit der Queen.