US-Gouverneure im Clinch Beschimpfungen, Spott und eine Karte mit Kot: So lief das TV-Duell zwischen DeSantis und Newsom

Reporter sehen sich in einem Hotel in Alpharetta, Georgia, die Fernsehdebatte zwischen Ron DeSantis (l.) und Gavin Newsom an
Reporter sehen sich in einem Hotel in Alpharetta, Georgia, das TV-Duell zwischen Ron DeSantis und Gavin Newsom an
© Robin Rayne / Picture Alliance
Die Gouverneure Ron DeSantis und Gavin Newsom wollen beide US-Präsident werden. Der eine bewirbt sich bereits, der andere wartet auf seine Chance. Jetzt haben sich der Republikaner und der Demokrat ein bemerkenswertes TV-Duell geliefert.

Es waren zwei Teilnehmer, die sich in der Nacht zu Freitag in Alpharetta im US-Bundesstaat Georgia vor laufenden Fox-News-Kameras zum Streitgespräch trafen, mit einem Ziel: das Weiße Haus. Die Ausgangslage für Floridas Gouverneur Ron DeSantis und seinen kalifornischen Amtskollegen Gavin Newsom bei ihrem Auftritt in dem Vorort von Atlanta, war dagegen höchst unterschiedlich.

DeSantis, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner im nächsten Jahr bewirbt, braucht dringend neuen Treibstoff für seinen arg ins Stottern geratenen Vorwahlkampf-Motor. In den Umfragen ist er so weit abgerutscht, dass ihm Mitbewerberin Nikki Haley mittlerweile den zweiten Platz hinter dem haushoch führenden Donald Trump streitig macht.

Newsom dagegen arbeitet gerade, ohne es offen auszusprechen, daran, sich als Top-Ersatz für US-Präsident Joe Biden zu positionieren. In erster Linie für die Wahl 2028, womöglich aber auch schon für das kommende Jahr, sollte der 81-jährige Biden im übertragenen aber auch im wörtlichen Sinne zu sehr ins Straucheln geraten, und deshalb doch nicht antreten.

Mit Ron DeSantis und Gavin Newsom prallen Welten aufeinander

DeSantis und Newsom zoffen sich schon lange aus der Ferne. Der Umgang mit der Corona-Pandemie, die unkontrollierte Migration in die USA, Bürgerrechte, die Abtreibungsfrage sind Themen, bei denen zwischen dem erzkonservativen Floridianer und dem liberalen Kalifornier Welten aufeinander prallen. In Georgia haben sich die Streithähne nun zum ersten Mal Auge in Auge gegenübergestanden. Und auch dabei ging es hoch her.

Newsom setzte schon in seinem Eingangsstatement den Ton in der Debatte: "Wir haben eines gemeinsam", spottete er in Richtung seines Kontrahenten, "keiner von uns wird 2024 der Kandidat unserer Partei sein." Damit landete der 56-Jährige eine Spitze gegen DeSantis, der im Vorwahlkampf quasi chancenlos hinter Trump zurückliegt. Zugleich stellte Newsom klar, dass er keinen Schattenwahlkampf führe und nicht etwa heimlich plane, bei der Wahl im kommenden Jahr für die Demokraten anzutreten, wie manche Beobachter munkeln. Während des gesamten Duells verteidigte er zudem Biden gegen Angriffe wegen seiner Politik und seines Alters.

Bei einigen Themen gab Newsom sich besonders emotional. So kritisierte er DeSkantis scharf dafür, nach dem Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten im Jahr 2018 "nichts Bedeutsames" zum Thema Waffensicherheit unternommen zu haben. Angesichts der restriktiven Politik des 45-Jährigen in Bezug auf die Rechte von LGBTQ+ und der Verbannung bestimmter Bücher aus Floridas Bibliotheken zeigte sich der Kalifornier bestürzt und warf seinem Gegner vor, "Bildung als Schwert für Ihre kulturelle Säuberung" zu missbrauchen. "Es gefällt mir nicht, wie Sie die LGBTQ-Gemeinschaft herabsetzen", sagte Newsom. "Ich mag es nicht, wie Sie Menschen demütigen, mit denen Sie nicht einverstanden sind. Ich finde das in erster Linie beleidigend."

DeSantis präsentiert Karte mit Kot in San Francisco

DeSantis wiederum attackierte seinen demokratischen Kontrahenten vor allem bei den Themen Einwanderung, Gesundheitssystem und Kriminalität. Newsoms "linke Politik" habe kalifornischen Städten wie San Francisco geschadet. Zudem verwies er auf die hohen Benzin- und Mehrwertsteuersätze in Kalifornien. "Das ist ein glatter, schlüpfriger Politiker, dessen Staat versagt", beschimpfte er Newsom.

Zur Untermauerung seiner Kritik hielt DeSantis sogar einen Ausdruck hoch und erklärte: "Das ist eine Karte von San Francisco. Sie werden sich vielleicht fragen, was da eingezeichnet ist. Nun, das ist eine App, auf der die menschlichen Fäkalien eingezeichnet sind, die man auf den Straßen von San Francisco findet." Die Karte, die Newsom mit einem Lachen quittierte, stammt von OpenTheBooks.com und zeigt die von 2011 bis 2019 in San Francisco gemeldeten Funde von menschlichem Kot in der Stadt.

Während der gesamten Veranstaltung verschickte das Wahlkampfteam von Präsident Biden Videoclips von Newsoms Auftritt. Auch das Team von DeSantis sendete einen ständigen Strom seiner eigenen Highlights, genau wie bei einer traditionellen Präsidentschaftsdebatte. Einen wirklichen Gewinner des 90-minütigen Duells, das ohne Live-Publikum ausgetragen wurde, gab es aber nicht, wenn man die Reaktionen in den US-Medien betrachtet. Auch wenn – wie könnte es anders sein – beide Kontrahenten hinterher den Sieg für sich beanspruchten.