Russland Korruption im Militär: Vize-Generalstabschef wegen mutmaßlicher Bestechung festgenommen

Polizisten gehen an einem Bezirksgericht in Moskau, Russland vorbei
In Russland häufen sich die Korruptionsvorwürfe gegen Militär-Funktionäre
© Alexander Zemlianichenko / AP / DPA
In den vergangenen Wochen wurden in Russland wiederholt Funktionäre des Militärs wegen Korruption verhaftet. Jetzt trifft es den Nächsten.

In Moskau ist der Vizechef des russischen Generalstabs, Wadim Schamarin, laut Staatsmedien wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Ein Militärgericht in der russischen Hauptstadt ordnete am Donnerstag zunächst für zwei Monate Untersuchungshaft gegen den Generalleutnant an, weil er Bestechungsgelder in besonders großem Umfang angenommen haben soll, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Darauf stehen in Russland bis zu 15 Jahre Haft. Details zu dem Strafverfahren wurden nicht genannt. 

Der 52-Jährige, der die Hauptabteilung Kommunikation leitete, soll beim Abschluss von Verträgen Bestechungsgelder kassiert haben. Die russische Militärführung wird seit Wochen von Korruptionsskandalen und Festnahmen erschüttert – mitten in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine.

In den vergangenen Wochen waren bereits der stellvertretende russische Verteidigungsminister Timur Iwanow und der im Verteidigungsministerium für Personal zuständige General Juri Kusnezow ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Am Dienstag war zudem die Festnahme des russischen Generals Iwan Popow gemeldet worden, der früher Befehlshaber eines in der Südukraine stationierten Großverbands der russischen Streitkräfte war. Ihm wird Betrug zur Last gelegt.

Nach einem Bericht der russischen Zeitung "Kommersant" hatte es zuvor auch eine Durchsuchung gegeben bei Schamarin. Der General sei dann zum Verhör in die Militärabteilung des Ermittlungskomitees gebracht und schließlich festgenommen worden. Zuvor waren auch Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow und der Chef der Kader-Hauptabteilung, Juri Kusnezow, verhaftet worden.

Prigoschin kritisierte "Schmiergeldwirtschaft" in Russlands Militär

Der russische Militärapparat gilt als extrem korrupt. Vor allem der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte immer wieder eine Schmiergeldwirtschaft in der Militärführung beklagt und Niederlagen in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch darauf geschoben. Der frühere Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin starb im August bei einem Flugzeugabsturz – zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand.

Prigoschins Kritik richtete sich vor allem auch gegen Sergej Schoigu. Am 12. Mai war dieser nach mehr als zehn Jahren im Amt überraschend entlassen und zum Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates ernannt worden. Zu seinem Nachfolger wurde der Ökonom Andrej Beloussow bestimmt. Schoigu hatte nach Angaben aus dem Kreml die Aufgabe gehabt, die Ausgaben der russischen Armee und der auf Hochtouren laufenden Rüstungsindustrie zu "optimieren".

Für Ordnung in der Militärführung und bei den Ausgaben sorgen soll nun der Wirtschaftsexperte Andrej Beloussow als neuer Verteidigungsminister. Generalstabschef Waleri Gerassimow soll nach Kremlangaben auf seinem Posten bleiben. An den Kriegszielen in der Ukraine ändere sich nichts, hieß es in Moskau.

DPA · AFP
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