Sarah Palin Visagistin verdient mehr als Berater

Ein ordentliches Make-up ist den Republikanern offenbar mehr Wert als politische Expertise. Wie US-Medien berichten, hat die Partei für die Visagistin der Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin mehr Geld ausgeben als für den außenpolitischen Berater John McCains - die Wähler aber schätzen derlei Großzügigkeit für Palins Äußeres nur wenig.

Über die kostspielige Ausstattung der republikanischen Kandidatin für das US-Vizepräsidentenamt, Sarah Palin, werden immer mehr Details bekannt. Nach einem Bericht der "New York Times" floss allein in den ersten beiden Oktoberwochen an die Visagistin der Gouverneurin von Alaska ein Honorar von 22.800 Dollar (ungerechnet 18.240 Euro). Damit sei sie höher bezahlt als der außenpolitische Chefberater von Präsidentschaftskandidat John McCain, hieß es.

Zuvor hatte eine Rechnung über 150.000 Dollar vor allem für Palins Garderobe, aber auch für Make-up und Friseurbesuche für Empörung auch unter ranghohen Republikanern gesorgt. Nach einer neuen Umfrage der "Washington Post" und des US-Fernsehsenders ABC haben 51 Prozent der Wahlberechtigten, die am 4. November wahrscheinlich ihre Stimme abgeben werden, inzwischen einen negativen Eindruck von Sarah Palin.

An die mitreisende Friseurin Palins gingen - ebenfalls in der ersten Oktoberhälfte - 10.000 Dollar (8000 Euro), wie die "New York Times" weiter unter Berufung auf Unterlagen der Bundeswahlbehörde berichtete. McCains außenpolitischer Chefberater Randy Scheunemann habe im selben Zeitraum 12.500 Dollar bekommen, die Sprecherin des Kandidaten, Nicolle Wallace, 12.000 Dollar.

Parteimitglieder hatten nach den Berichten über die Rechnung über 150.000 Dollar unter anderem kritisiert, dass dadurch das Selbstverständnis der Republikaner als Anwalt kleiner Leute und Arbeiter unglaubwürdig werde. Die Gouverneurin selbst bestritt, dass ihre Familie zur Verschwendung neige. "So sind wir nicht", sagte sie der Zeitung "Chicago Tribune". "Wenn die Leute nur wüssten, wie genügsam wir sind." McCains Wahlkampflager hatte bereits angekündigt, die teure Garderobe einer Wohltätigkeitsstiftung spenden zu wollen.

Derweil nahm der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama den Wahlkampf wieder auf, nachdem er zwei Tage lang seine schwer kranke Großmutter auf Hawaii besucht hatte. Dabei äußerte er sich tief besorgt über den Gesundheitszustand der 85-Jährigen. Er sei sich nicht sicher, ob sie am Wahltag noch am Leben sein werde, sagte der schwarze Senator dem Fernsehsender ABC.

Obamas Vorsprung schmilzt

Eine neue Umfrage des US-Magazins "Newsweek" sieht Obama zwölf Prozentpunkte vor McCain. Nach einem von der Webseite realclearpolitics.com ermittelten Durchschnitt der wichtigsten Erhebungen lag der Senator aus Illinois am Samstag knapp acht Punkte vor seinem republikanischen Kontrahenten. Allerdings schrumpft sein Vorsprung: Nach einer nun veröffentlichten Umfrage von Reuters/C-Span/Zogby würden 51 Prozent der Wähler für den schwarzen Senator aus Illinois stimmen. Sein republikanischer Gegenkandidat könnte mit 42 Prozent rechnen. Gegenüber der Umfrage vom Vortag verringerte sich der Vorsprung des 47-Jährigen um einen auf neun Prozentpunkte. Am Donnerstag hatte Obama noch mit zwölf Punkten vorn gelegen.

Der 72-jährige McCain habe in den zurückliegenden Tagen vor allem bei Frauen und Unabhängigen punkten können, die die größte Anhängergruppe Obamas bildeten, sagte Meinungsforscher John Zogby. Zugelegt habe McCain aber offenbar auch bei Unentschlossenen. "Wichtig ist, dass das Rennen noch nicht entschieden ist", so Zogby.

AP · DPA
DPA/AP