Der Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal vergiftet das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen immer weiter. Während handfeste Informationen und Fakten Mangelware bleiben, kursieren immer mehr Gerüchte rund um den rätselhaften Fall. So will die britische Boulevardzeitung "The Sun" nun erfahren haben, dass die Polizei den Verdacht hegt, Skripal und seine Tochter Julia könnten mit Buchweizen vergiftet worden sein. Unter Verweis auf anonyme Quellen berichtet das Blatt, die Behörden hätten eine Freundin von Julia Skripal verhört, die für eine große Pharma-Firma arbeitet und die vergifteten Körner nach London gebracht haben könnte.
Demnach habe Skripal seine Tochter gebeten, von ihrer letzten Reise nach Russland ihm Buchweizen, Lorbeerblätter und Gewürze mitzubringen, die in der russischen Küche sehr beliebt sind. Einen Tag vor dem Anschlag am 4. März flog Julia von Moskau zurück nach London. Doch in der Eile habe sie es nicht mehr geschafft, die Produkte für ihren Vater einzukaufen. Stattdessen soll sie eine Freundin, die später am gleichen Tag ebenfalls nach London geflogen ist, darum gebeten haben. Diese habe schließlich die gewünschten Sachen mitgebracht. Die Ermittler schließen laut der "Sun" nicht aus, dass der Buchweizen mit dem Nervengift Nowitschok versehen worden sein könnte.
Experten halten es allerdings für höchst unwahrscheinlich, dass Giftstoffe wie Nowitschok unbemerkt in einem Flugzeug transportiert werden können. Ex-Mitglied der UN-Kommission zu Bio- und Chemiewaffen, Igor Nikulin, verwies etwa darauf, dass das Nervengift einen scharfen und unangenehmen Geruch und eine sofortige Wirkung habe. Im Laufe von zwei bis drei Minuten wirke es tödlich.
Nichte von Sergej Skripal berichtet von Geheim-Konto
Unterdessen meldete sich Viktoria Skripal, die Cousine von Julia Skripal, zu Wort. Russischen Medien gegenüber erzählte sie, dass Skripal seiner Tochter erst Ende Februar eine Vollmacht zur Benutzung eines geheimen Kontos in Russland ausgestellt habe. Das Konto liefe auf den Namen des verstorbenen Sohnes von Sergej Skripal, das er geerbt hat. 200.000 Dollar sollen sich den Angaben von Viktoria Skripal zufolge auf dem Konto befinden. Ihrer Meinung nach ist dieses Erbe der wahrscheinlichste Grund für den Anschlag auf den ehemaligen Geheimdienstler. Ihre Cousine Julia, wolle sie sobald wie möglich nach Russland bringen, kündigte Viktoria Skripal an.
Der frühere Doppelagent Skripal war am 4. März zusammen mit seiner Tochter Julia im südenglischen Salisbury bewusstlos auf einer Parkbank gefunden worden. Großbritannien geht davon aus, dass beide mit dem in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden und verdächtigt daher Russland, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein. Moskau bestreitet dies vehement.