Spanien Parlamentswahlen im Schatten des Terrors

Drei Tage nach den verheerenden Anschlägen von Madrid haben am Sonntag die spanischen Parlamentswahlen begonnen. Mehrere tausend Demonstranten warfen der Regierung vor, die Urheber der Attentate verschleiern zu wollen.

Im Schatten der verheerenden Bombenanschläge in Madrid haben in Spanien am Sonntag Wahlen zu einem neuen Parlament begonnen. Fast 35 Millionen Spanier waren zur Abgabe ihrer Stimme aufgerufen. Infolge der Attentate auf vier Pendlerzüge mit 200 Toten galt der Ausgang der Wahl als völlig offen. Niemand konnte vorhersagen, wie das Blutbad und die Ungewissheit bei der Fahndung nach den Terroristen sich auf das Stimmverhalten auswirken.

Aznar verzichtet auf Kandidatur

Der konservative Ministerpräsident José María Aznar hatte nach zwei Amtszeiten freiwillig auf eine neue Kandidatur verzichtet. Der neue Spitzenkandidat der konservativen Volkspartei (PP) ist der frühere Vizeregierungschef Mariano Rajoy. Sein Rivale ist der sozialistische Oppositionsführer José Luis Rodríguez Zapatero.

Hintergrund

Spanien hat im Nachkriegsirak rund 1300 Soldaten stationiert, die an der Seite der US-Besatzungsmacht für Stabilität in dem arabischen Land sorgen sollen, und ist auch an der Friedenssicherung in Afghanistan beteiligt.

Einfluss der Anschläge unklar

Unklar blieb nach Ansicht politischer Beobachter, wie sich eine El-Kaida-Täterschaft auf das Wahlergebnis auswirken würde. Die Wähler könnten die Anschläge als Preis für das umstrittene Irak-Engagement Aznars werten. Eine Täterschaft der baskischen Separatistenorganisation ETA dürfte der Volkpartei zu Gute kommen, da diese mit ihrem harten Vorgehen gegen die Untergrundorganistion im Wahlkampf geworben hatte.

"Vor der Wahl wollen wir die Wahrheit!"

Rund 5000 Demonstranten hatten in der Nacht in Madrid vor der von Polizisten gesicherten Zentrale der Volkspartei lautstark Aufklärung über die Attentäter verlangt. Sie riefen: "Wer war es?" und "Vor der Wahl wollen wir die Wahrheit!" Auch in anderen Städten war es zu Demonstrationen gegen die Informationspolitik der Regierung gekommen. In Barcelona machten Tausende und in Bilbao im Baskenland hunderte Spanier am Vorabend der Wahlen ihrem Unmut Luft. Auch in Santiago de Compostela, in der galicischen Heimatregion des konservativen Spitzenkandidaten Mariano Rajoy, gingen Tausende aus Protest gegen die PP auf die Straße. Demonstranten vor der PP-Zentrale in Madrid riefen: "Euer Krieg, unsere Toten!" Rajoy, der von Aznar handverlesene Nachfolger, nannte die Proteste "illegal und unzulässig".