Spannungen bei Friedensgesprächen Guerilla und kolumbianische Regierung auf Kollisionskurs

Friedensgespräche in Oslo: Bei der gemeinsamen Ankündigung in Norwegen wurden die Differenzen zwischen Farc und Guerilla deutlich. Doch es gab auch Optimismus.

Sie traten zwar gemeinsam vor die Presse. Doch als die Unterhändler der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla am Donnerstag in einem Hotel nördlich von Oslo vor Journalisten aus aller Welt ihren Willen zum Frieden bezeugten, traten auch Spannungen zutage.

Der Chef der Farc-Delegation, Luciano Marín alias Iván Márquez, stellte eine Reihe von Forderungen, die nach Ansicht des Regierungs-Unterhändlers Humberto De la Calle weit über die fünf Punkte der vereinbarten Tagesordnung hinausgingen. Nicht nur die Situation der Landarbeiter, die als erstes Thema der Gespräche bereits vorgesehen war, müsse angegangen werden, verlangte der Rebellenführer. Auch die Aktivität der multinationalen Bergbau-Unternehmen und die internationalen Freihandelsabkommen, die Kolumbien unter anderem mit den USA unterzeichnet hat, müssten überprüft werden, um für sozialen Frieden zu sorgen.

De la Calle reagierte energisch. Das Wirtschaftsmodell Kolumbiens und die privaten Investitionen stünden nicht zur Debatte. "Wir sind keine Geiseln der Verhandlungen", unterstrich der ehemalige Vizepräsident. "Wir sind gekommen, um ausschließlich über die vereinbarten fünf Punkte zu sprechen." Ein rascher Abschluss der Friedensgespräche sei der beste Weg, den Konflikt zu lösen. Und: Eine Waffenruhe werde erst nach dem Ende der Verhandlungen in Kraft treten.

"Express-Frieden" führe zu mehr Frustration

"Iván Márquez", der Mitglied des Sekretariats der Farc ist, warnte, ein "Express-Frieden" werde nur zu mehr Frustration führen. Es müssten auch die sozialen Fragen gelöst werden. "Frieden bedeutet nicht das Schweigen der Gewehre", sagte er. Es gehe darum, den kolumbianischen Staat zu ändern.

Er ging damit auf Kollisionskurs mit der Regierung in Bogotá, die einen Abschluss der Verhandlungen für Mitte nächsten Jahres erwartet - vor Beginn des Wahlkampfes für die Wahlen im Mai 2014. Die Farc könnten nach einem Friedensabkommen als legale Partei ihre politischen und sozialen Ansichten vertreten, sagte De la Calle.

Die marxistisch orientierten "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) wiederholten auch im idyllischen Hurdal, 50 Kilometer nördlich von Oslo, ihre Forderung, dass der in den USA inhaftierte Ricardo Palmera alias Simón Trinidad an den Verhandlungen teilnehmen müsse. Die kolumbianische Justiz hat sich bereiterklärt, seine Teilnahme aus der Haft heraus zu erleichtern. Die US-Regierung hat sich jedoch bislang nicht zu dieser Frage geäußert.

Die Verhandlungen sollen nach dem Startschuss in Norwegen Anfang November in Havanna fortgeführt werden. Drei vorangegangene Versuche, den Konflikt in Kolumbien zu beenden, sind bislang gescheitert. De la Calle erklärte, die veränderten Bedingungen in Kolumbien und in der Welt erlaubten es, zumindest mit gemäßigtem Optimismus in diesen neuen Dialog zu gehen.

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von Raquel Miguel und Juan Garff, DPA