Donald Trump wurde auch deswegen zum US-Präsidenten gewählt, weil er erkannt hatte, anders als seine damalige Kontrahentin Hillary Clinton, dass nicht jeder von der boomenden Wirtschaft profitiert. Menschen zum Beispiel, die abseits großer Städte und den dortigen Jobs für Gutausgebildete leben. Doch mit genau dem Verweis auf gute Konjunktur und niedriger Arbeitslosigkeit will die US-Regierung nun rund 700.000 Amerikanern die Sozialleistungen kürzen. Eine Hiobsbotschaft so kurz vor Weihnachten.
36 Millionen Amerikaner werden unterstützt
Konkret geht es um ein Programm, das rund 36 Millionen Amerikaner jeden Monat beim Kauf von Lebensmitteln unterstützt. Der neuen Regelung der Regierung zufolge sollen künftig gesunde Erwachsene, die keine Kinder haben, die Unterstützung verlieren, wenn sie nach drei Monaten noch nicht mindestens 20 Stunden pro Woche arbeiten. Bislang konnten die Bundesstaaten diese strenge Regelung für wirtschaftlich schwächere Gebiete zeitweise aussetzen.
Der führende Demokrat im Senat, Chuck Schumer, nannte die Neuregelung "grausam" und warnte, dass sie viele Menschen "in den Hunger treiben könnte, und das am Beginn der Weihnachtszeit". Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, verurteilte den Schritt der Regierung, das für viele lebenswichtige und "effektivste Programm gegen den Hunger" zu beschneiden.
Landwirtschaftsminister Sonny Perdue hingegen betonte, die Regelung werde dazu beitragen, Menschen von der Sozialhilfe zurück in den Arbeitsmarkt zu bringen. Die Änderung entspreche einem Gesetz von 1996, das den Bezug von Lebensmittelhilfe auf drei Monate begrenzte, sagte er weiter.
Armutsrisikio in USA besonders hoch
Die USA eilen seit Monaten von einem Niedrig-Arbeitslosenrekord zum nächsten. Gleichzeitig aber ist die Gefahr ungemindert hoch, in die Armut abzurutschen, wie die neue Bertelsmann-Studie "Social Justice Index" ergeben hat. (Der stern erscheint bei G+J, das zu Bertelsmann gehört, d.Red.) In dem Ranking, das Kategorien wie Anstrengungen zur Armutsvermeidung, Beschäftigung/Arbeitsmarkt und gerechte Bildungschancen auswertet, gehört die USA mit Platz 36 zu den Schlusslichtern aller untersuchten 41 EU- und OECD-Ländern.