Die Chemiekatastrophen von Seveso, Bhopal und Basel hatten einschneidende Konsequenzen für die Industrie. Der Unfall von Seveso 1976 gilt in Europa nach Ansicht des Umweltbundesamtes als das »Schlüsselereignis« für Störfälle in der Chemie-Industrie. Einige Kilogramm des hochgiftigem Tetrachlorodibenzo-p-Dioxins (TCDD) hatten die Umgebung verseucht und bei mehreren hundert Menschen Hautschäden ausgelöst.
Ein weit gefährlicherer Unfall geschah im Dezember 1984 im indischen Bhopal. Bei der bis heute folgenschwersten Katastrophe in der Geschichte der Chemischen Industrie starben mehr als 2000 Menschen sofort. Durch Spätfolgen erhöhte sich die Zahl auf 20 000 bis 30 000. Dem Umweltbundesamt zufolge waren etwa 40 Tonnen Methylisocyanat aus einer Anlage entwichen.
Auch die Brandkatastrophe bei der Sandoz AG in Basel im November 1986 führte die Risiken der Chemie-Industrie vor Augen. Mehr als 1000 Tonnen zum Teil hochgiftiger Agrar-Chemikalien verbrannten in wenigen Stunden. Verschmutztes Löschwasser verseuchte den Rhein und bedrohte das Trinkwasser.
Weit reichende Folgen von Seveso
Eine weit reichende Folge von Seveso ist laut Umweltbundesamt die so genannte Seveso-I-Richtlinie der EU von 1982. Industriebetriebe, die mit bestimmten Mengen an Gefahrstoffen umgehen, mussten Risiken systematisch analysieren und abstellen. Danach seien viele Schwachstellen beseitigt worden. Deutschland hatte bereits 1980 eine Störfall-Verordnung verabschiedet, die viele Bereiche der Richtlinie bereits umfasste.
Nach Bhopal und Basel hat die EU die Seveso-I-Richtlinie überarbeitet und weitere Bestimmungen für die Sicherheit bei Produktion und Lagerung von Chemikalien erlassen. Die Neufassung - die so genannten Seveso-II-Richtlinie - wurde in diesem und dem vergangenem Jahr von den EU-Mitgliedstaaten umgesetzt.
In den 80er und 90er Jahren hat Deutschland die Sicherheitsbestimungen insgesamt stark verschärft. Dazu zählen neue Regeln zur Flüssiggaslagerung und zum Auffangen von Löschwasser, eine stärkere Überwachung von Anlagen sowie Haftungsvorschriften. Die Sicherheit von größeren Chemie-Anlagen hat nach Ansicht des Umweltbundesamts »ein hohes Niveau erreicht«. Weiteren Verbesserungsbedarf gebe es allerdings im Bereich der kleinen und mittleren Betriebe.