Die Opposition im Iran hat sich erstmals seit Wochen wieder Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Am Rande der offiziellen Demonstration zum 30. Jahrestag der Erstürmung der US-Botschaft in Teheran gingen tausende Oppositionelle auf die Straße, um gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Juni zu protestieren. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden mehrere Menschen verletzt.
Nach Angaben von Augenzeugen wurden außerdem mehrere regierungskritische Demonstranten festgenommen. Die Sicherheitskräfte und die in Zivil gekleideten Bassidsch-Milizen gingen demnach mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die mehrheitlich jungen Demonstranten vor, die sich im Stadtzentrum Teherans in kleinen Gruppen immer wieder neu organisierten. Einem unbestätigten Bericht der oppositionellen Internetseite Mowzcamp.com zufolge nahm auch der Oppositionspolitiker Mehdi Karubi an den Protesten teil, musste nach Attacken von Anhängern der Regierung aber unter dem Schutz seiner Leibwächter fliehen.
Wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete, zündeten die Demonstranten Mülltonnen an und schlugen Fensterscheiben ein. Außerdem seien zwei Polizisten mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Behörden hatten der Opposition jede Kundgebung zum Jahrestag der Botschafts-Erstürmung verboten und ein "entschlossenes" Vorgehen der Polizei angedroht.
Die Opposition wirft der iranischen Führung Wahlbetrug vor. Die Proteste nach der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni hatten den Iran in die schwerste innenpolitische Krise seit Gründung der Islamischen Republik vor 30 Jahren gestürzt. Dutzende Menschen starben, mehr als 4000 Regierungskritiker wurden festgenommen. Zuletzt hatten Oppositionsanhänger Mitte September eine Massenkundgebung veranstaltet.
Nur rund einen Kilometer von den Protesten der Opposition entfernt skandierten tausende regierungstreue Iraner bei einer staatlich gesteuerten Demonstration Parolen gegen die USA. Vor dem Gebäude, in dem einst die US-Botschaft untergebracht war, verbrannten sie die Flaggen der Vereinigten Staaten und Israels. Am 4. November 1979 hatten iranische Studenten die US-Botschaft in Teheran besetzt und die Mitarbeiter 444 Tage als Geiseln genommen - nur Monate nachdem Ayatollah Khomeini den mit Washington verbündeten Schah gestürzt hatte. Die USA unterhalten seither keine diplomatischen Beziehungen mehr zu Teheran.
Der reformorientierte Großayatollah Hossein Ali Montaseri nannte die Erstürmung der Botschaft vor 30 Jahren auf seiner Internetseite derweil einen Fehler. Damals habe er die Aktion unterstützt, angesichts der "negativen Auswirkungen" auf die Beziehungen zu den USA sei dies aber falsch gewesen. Die Besetzung einer Botschaft komme einer "Kriegserklärung" gleich, schrieb der schiitische Geistliche.
US-Präsident Barack Obama bekräftigte in einer Erklärung am Dienstag (Ortszeit) seinen Willen, einen Neuanfang in den Beziehungen zum Iran zu wagen. Die USA wollten die Vergangenheit hinter sich lassen und eine auf "gegenseitigen Interessen und Respekt" basierende Beziehung zum Iran aufbauen, sagte Obama. Die iranische Regierung müsse nun entscheiden, "ob sie den Blick weiter in die Vergangenheit richtet oder Entscheidungen trifft, um die Türen zu größeren Möglichkeiten, Wohlstand und Gerechtigkeit für ihr Volk aufzustoßen".