Streit mit Iran EU bestellt alle iranischen Botschafter ein

Als Reaktion auf die Festnahme zweier iranischer Mitarbeiter der britischen Botschaft in Teheran haben die EU-Mitglieder in einer konzertierten Aktion die jeweiligen iranischen Botschafter einbestellt. Die iranische Führung setzt ihren Konfrontationskurs unbeirrt fort.

Die Europäische Union legt gegenüber dem Iran eine härtere Gangart ein: Die 27 Mitglieder bestellten am Freitag die jeweiligen iranischen Botschafter ein. Auch Deutschland drohte dem Iran wegen der Inhaftierung von zwei iranischen Mitarbeitern der britischen Botschaft mit Konsequenzen.

Die iranische Führung in Teheran setzte unterdessen den Konfrontationskurs gegen ausländische Kritiker und die heimische Opposition fort: Der mächtige Wächterrat kündigte an, den Mitarbeitern der britischen Botschaft wegen Verwicklung in Oppositionsproteste den Prozess zu machen. Die Beschuldigten seien geständig, sagte der Vorsitzende des Wächterrates, Ajatollah Ahmad Dschannati, während des Freitagsgebets in Teheran. Am vergangenen Wochenende waren neun Botschaftsmitarbeiter in Teheran festgenommen worden. Inzwischen sind bis auf zwei wieder alle auf freiem Fuß.

Das Außenministerium in Berlin stellte klar: Sollte sich an der aktuellen Lage nichts ändern, werde sich dies "unmittelbar auf die Beziehungen zwischen dem Iran und der EU auswirken". Das sei dem iranischen Botschafter Ali Reza Sheik Attar erklärt worden. Dem Diplomaten sei deutlich gemacht worden, dass die Verhaftung und Behandlung der Mitarbeiter nicht hinnehmbar sei. Solche Maßnahmen verstießen gegen alle Gepflogenheiten und seien nicht nur gegen Großbritannien gerichtet, sondern gegen die EU als Ganzes. Die Führung in Teheran wurde aufgefordert, die Inhaftierten umgehend freizulassen.

Der schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt bezeichnete das gemeinsame Vorgehen der EU als "sehr starke" Reaktion. Es dürfe jedoch nicht zu einem Konflikt des Iran mit dem Rest der Welt kommen, sagte er in Stockholm. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sprach sich nach dem Treffen mit Reinfeldt für schärfere Sanktionen gegen den Iran aus.

"Beispiellose Schikane"

Die britische Regierung zeigte sich besorgt und versuchte, von der iranischen Regierung eine Bestätigung für die geplanten Anklagen zu bekommen, wie ein Downing-Street-Sprecher sagte. Großbritannien hatte die Vorwürfe einer Verwicklung der Mitarbeiter in die Proteste zurückgewiesen und die Festnahmen als "inakzeptable, beispiellose Schikane und Einschüchterung" verurteilt.

AP · DPA · Reuters
DPA/AP/Reuters