Die Anreise war lang, das Ergebnis für viele enttäuschend. Es war das erste Mal seit 14 Jahren, dass der Weltsicherheitsrat außerhalb New Yorks tagte. In Kenia, dem südlichen Nachbarstaat Sudans, haben die Ratsmitglieder um eine Lösung für die beiden großen Konflikte im größten afrikanischen Flächenland gerungen. Das einzig konkrete Resultat: Die sudanesische Regierung und die Rebellen aus dem Süden versprachen zum wiederholten Male, sich in Kürze zu einigen.
Stichtag für ein Abkommen am 31. Dezember
Viele Beobachter fühlten sich an Szenen aus dem vergangenen Jahr erinnert. Damals bekräftigte US-Außenminister Colin Powell mit Zuversicht in der Stimme: "Beide Parteien haben sich darauf geeinigt, bis Ende Dezember ein umfassendes Friedensabkommen zu unterzeichnen." Auch jetzt gilt der 31. Dezember wieder als Stichtag für ein Abkommen zwischen Nord und Süd. Aber immerhin war dieses Mal der gesamte UN-Sicherheitsrat Zeuge des Versprechens.
Die neue Sudan-Resolution, die am Freitag einstimmig verabschiedet wurde, steht für einen Strategiewechsel. Bislang hatte die internationale Gemeinschaft beide Konflikte voneinander getrennt. Lange Zeit hatte sie zu den Vertreibungen in Darfur geschwiegen, um die Verhandlungen für den Süden nicht zu gefährden. "Es ist schwierig, einerseits klare Worte zu sprechen und andererseits zu verhindern, dass Khartum die Zusammenarbeit verweigert", räumte der deutsche UN-Botschafter Gunter Pleuger ein.
Das neue Motto lautet, in den Worten von US-Botschafter John Danforth: "Die Straße zum Frieden in Darfur geht über Naivasha" - die kenianische Stadt in der die Regierung mit den Rebellen aus dem Süden verhandelte. Viele Diplomaten zeigten sich optimistisch, dass ein Abkommen für den Süden "eine gute Basis" für eine Lösung des Konfliktes um Darfur sein werde. Obwohl beide Konflikte vielschichtig seien, gebe es Gemeinsamkeiten. Letztlich müssten beide Regionen mehr politischen Einfluss bekommen.
Auf klare Worte zur Lage in Darfur hat der Sicherheitsrat in der Resolution jedoch verzichtet. Eine Drohung mit "geeigneten Maßnahmen" werde die sudanesische Regierung nicht weiter beeindrucken, meint Jemera Rone von Human Rights Watch. "Es wird sie sicher nicht davon abhalten, weiter gegen Zivilisten in Darfur vorzugehen", sagte sie.
Milizen in Darfur noch immer aktiv
Viele Hilfsorganisationen klagen, dass die regierungsnahen Milizen in Darfur noch immer aktiv seien. Der sudanesische Vizepräsident Ali Osman Taha bekräftigte jedoch lächelnd die Haltung seiner Regierung, dass sie mit diesen Milizen nichts zu tun habe.
Deutschland hatte sich vergeblich dafür eingesetzt, dass ein Waffenembargo gegen Sudan verhängt wird, das auch für die Regierung in Khartum gelten sollte. Allerdings zählen die beiden ständigen Ratsmitglieder Russland und China zu den wichtigsten Waffenlieferanten Sudans. "Nach den jüngsten Angriffen auf Flüchtlingslager in Darfur wäre ein Waffenembargo die einzige sinnvolle ’geeignete Maßnahme’ gewesen", sagte ein Vertreter von Amnesty International.