Teheran Polizei treibt Demonstranten auseinander

Erstmals seit über einer Woche haben im Iran wieder Anhänger der Opposition gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl demonstriert - und zugleich der Studentenproteste vor zehn Jahren gedacht. Mehrere hundert Menschen skandierten in Teheran "Tod dem Diktator" - ihre Kundgebung wurde von der Polizei mit Tränengas aufgelöst.

Mit dem Einsatz von Tränengas hat die iranische Polizei am Donnerstag nach Angaben aus Studentenkreisen eine Versammlung von mehreren hundert Demonstranten aufgelöst. Einige Oppositionelle wurden festgenommen. Sicherheitskräfte schossen in die Luft, berichteten Augenzeugen. Am Donnerstag jährte sich der Studentenaufstand gegen das Mullah-Regime in Teheran von 1999 zum zehnten Mal.

Die Kundgebung nahe der Universität in Teheran sollte an die Unruhen von damals und deren Niederschlagung erinnern. Gleichzeitig wollten die Demonstranten erneut auf die nach ihrer Ansicht gefälschten Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni aufmerksam machen.

Die mit massivem Einsatz aufmarschierten Sicherheitskräfte konnten die Demonstration zunächst auflösen. Nicht einmal Versammlungen in kleineren Grüppchen wurden geduldet, sagte ein Augenzeuge. Die Demonstranten formierten sich dennoch erneut und riefen: "Tod dem Diktator!"

Bereits zuvor hatten die Behörden in Teheran verkündet, jeder Versammlung oder Demonstration werde entschieden begegnet. Das Innenministerium habe zu keinerlei Veranstaltung dieser Art seine Zustimmung erteilt.

Die Opposition hatte für Donnerstag zu einer neuen Form des Protestes aufgerufen, die weder die Sicherheitskräfte noch die Anhänger von Präsident Mahmud Ahmadinedschad provozieren sollte. Dazu gehörten neben dezentralen Versammlungsorten auch der Verzicht auf das Skandieren von Slogans sowie neutrale Kleidung, statt der bisher als Zeichen der Opposition verwendeten grünen Zeichen.

Gegen die umstrittene Wiederwahl Ahmadinedschads waren in den vergangenen Wochen Hunderttausende in Teheran und anderen Städten des Landes auf die Straßen gegangen. Bei Zusammenstößen von Oppositionellen mit Sicherheitskräften und Milizen starben mindestens 20 Demonstranten und acht Milizionäre.

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" verurteilte unterdessen die Festnahme des Menschenrechtsanwaltes Mohammed Ali Dadchah am Mittwoch. Der Anwalt vertritt Journalisten und Blogger vor Gericht und ist ein Mitstreiter der Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi. Bereits am Montag und Dienstag waren zwei reformorientierte Journalisten festgenommen worden. "Die iranischen Behörden haben erklärt, dass die meisten Personen, die während der Oppositionsdemonstrationen verhaftet wurden, inzwischen frei sind. Wir müssen jedoch feststellen, dass die Festnahmen fortgesetzt werden", heißt es in einer Stellungnahme.

DPA
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