Angebliche Präsidentenbeleidigung Türkischer Familienvater aus Deutschland im Heimaturlaub festgenommen

Untersuchungsgefängnis Silivri in Istanbul
Das Untersuchungsgefängnis Silivri in Istanbul
© Lefteris Pitarakis/DPA
Ein türkischer Familienvater, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt, ist in der Türkei verhaftet worden. Angeblich soll er Präsident Erdogan beleidigt haben. Der Mann ist verzweifelt.

Es ist ein Novum: Ein seit 40 Jahren in Deutschland lebender Türke ist in der vergangenen Woche im Heimaturlaub festgenommen worden. Der "WDR" berichtet, dass Kadim D. mit seiner Familie im Auto zum Sommerurlaub in die Türkei unterwegs war. Bei der Einreise wurde er demnach festgenommen. Nach einem Tag entließ ihn ein Gericht aus der Untersuchungshaft, aber er darf das Land nicht verlassen. Regelmäßig muss er sich in seinem kleinen Geburtsort in Anatolien bei den Behörden melden.

Die türkische Justiz wirft dem 45-jährigen Familienvater vor, Präsident Erdogan beleidigt zu haben. Familienangehörige des Mannes berichteten, dass ihm ein Screenshot eines Facebook-Postings vorgelegt worden sei. Der Wortlaut sei nicht bekannt. Am Telefon sagte Kadim D., er könne sich nicht daran erinnern, einen solchen Post gemacht zu haben. Kurz zuvor sei ihm sein Handy geklaut worden. Bis zu einem Prozessbeginn könne es bis zu zwei Jahre dauern, sagte er. Einen Rechtsbeistand habe er noch nicht bekommen, aber bereits dafür bezahlen müssen. In dem Telefonat soll der Wuppertaler verzweifelt geklungen haben und den Tränen nahe gewesen sein.

Auswärtiges Amt hält sich bedeckt

Eine Sprecherin der Stadt Wuppertal sagte am Freitag zu dem Fall: "Wir haben einen Bürger, auf den die Angaben passen." Man habe inzwischen auch Kontakt zu seinem Bekannten herstellen können, der den Fall publik gemacht habe.

Doch Näheres erfährt man weder von der Stadt noch vom Auswärtigen Amt in Berlin. Das Problem ist, dass der Wuppertaler keinen deutschen Pass hat. Dass Kadim D. seit etwa 40 Jahren in Wuppertal lebt und seine zwei Kinder hier zur Schule gehen, spielt dabei keine Rolle.

Das Auswärtige Amt hatte vor einer Woche seine Reisehinweise für die Türkei verschärft. Türkei-Reisenden wird zu "erhöhter Vorsicht" geraten. Grund dafür sei, dass in einigen Fällen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen gekommen sei, "deren Grund oder Dauer nicht nachvollziehbar war".

tis