Ukraine-Krieg Putin kündigt an: "Die Sonderoperation wird bis zum Ende durchgeführt"

Waldimir Putin
Waldimir Putin holte via Videokonferenz zum Rundumschlag aus
© Russian Presidential Press Service/AP / DPA
In einer Videokonferenz hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin über seinen Krieg in der Ukraine geäußert. Dabei wirft er dem Nachbarn und der USA vor, Biowaffenexperimente zu betreiben. Nebenbei attackiert er Oligarchen, die im Westen leben.

Wladimir Putins Worte waren eine Mischung aus Hass und Verschwörungsglaube, aus Verachtung und Verfolgungswahn. Drei Wochen nach Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine, hat sich der russische Präsident in einer Videokonferenz an seine Minister und die Bevölkerung gewandt. Obwohl der Chef der Nationalgarde jüngst einräumen musste, dass der Krieg langsamer vorankommt als von der Kremlführung erhofft, bleibt Putin bei seiner, durch nichts belegten Erzählung: "Die Spezialoperation verläuft nach Plan." Ziel sei es, das Nachbarland zu "entnazifizieren" und den angeblichen Völkermord im Osten der Ukraine zu beenden.

Im Wesentlichen rechtfertigt der russische Präsident die Invasion weiterhin als eine Art Vorwärtsverteidigung: "In kurzer Zeit konnte das Pro-Nazi-Regime in Kiew Massenvernichtungswaffen in die Hände bekommen, und das Ziel wäre natürlich Russland gewesen", so Putin. Er machte auch klar, wie der von ihm "Sonderoperation" genannte Einsatz weitergehen werde: "Sie wird bis zum Ende durchgeführt. Das derzeitige Format ist das einzig mögliche." In anderen Worten: Putins Krieg wird so schnell kein Ende nehmen.

Putin spricht von Biowaffen-Entwicklung

In seiner Ansprache ging der russische Präsident aber auch darauf ein, warum seine Truppen nicht nur im Donbass, also im Osten des Landes, im Einsatz sind. Denn der Nachbarstaat würde mit Unterstützung der USA biologische Waffen herstellen. Es würden "Experimente mit der afrikanischen Schweinepest, Cholera und dem Coronavirus" durchgeführt, so Putin. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass etwas hinter dieser Behauptung steht. Noch wenige Stunden vor Putins Rede hatte das russische Verteidigungsministerium der Ukraine vorgeworfen, unter falscher Flagge einen Chemiewaffenangriff auf Zivilisten vorzubereiten – und die Schuld daran Russland zuzuschieben. Westliche Geheimdienste sehen in diesen Äußerungen einen Vorwand des Kreml, selbst solche Massenvernichtungswaffen einzusetzen.

Besonders ausführlich äußerte sich Putin diesmal über den Westen und den Oligarchen, die dort leben. Der "kollektive Westen" wolle die russische Gesellschaft spalten und sein Land "zerstückeln", in dem er versuche, Russland durch das Verbot "russischer Musik, Kultur und Literatur" zu "löschen". Dies aber werde nicht gelingen. Im Gegenteil, er selbst werde "einen Schlussstrich unter die globale Dominanz des Westens ziehen."

"детй" - "Kinder" - steht deutlich sichtbar in kyrillischer Schrift vor und hinter dem Theater in Mariupol. Das Gebäude wurde dennoch attackiert.
"детй" - "Kinder" - steht deutlich sichtbar in kyrillischer Schrift vor und hinter dem Theater in Mariupol. Das Gebäude wurde dennoch attackiert.
© Maxar Technologies / DPA
Mariupol-Theater bombardiert: Großer Schriftzug wies auf "Kinder" im Gebäude hin

Sehen Sie im Video: Theater in Mariupol bombardiert – hunderte Zivilisten sollen in Keller überlebt haben.

"Abschaum und Verräter"

Nach Putins sehr eigener Weltsicht würde der Westen die "fünfte Kolonne" einsetzen. Mit dem Begriff werden Menschen oder Gruppen bezeichnet, die das bestehende System umstürzen wollen. Dazu zählt der russische Präsident auch diejenigen, "die hier bei uns Geld verdienen, aber dort leben". Sprich Oligarchen im Westen. Er würde niemanden verurteilen, der in Miami oder an der Côte d’Azur leben würde und nicht auf "Gänseleber, Austern oder sogenannte Geschlechterfreiheiten" verzichten könne. Für ihn sei es jedoch ein Problem, "dass viele dieser Menschen aufgrund ihrer Natur mental genau dort und nicht hier, nicht bei unserem Volk, nicht bei Russland angesiedelt sind". "Jedes Volk, und insbesondere das russische Volk, wird immer die wahren Patrioten von dem Abschaum und den Verrätern unterscheiden können, und diese einfach ausspucken wie eine Mücke, die versehentlich in ihren Mund geflogen ist", so Putin.

Doch der Kremlchef hielt nicht nur Gift und Galle für seine Leute parat. Als Zuckerstückchen kündigte er die Erhöhung von Sozialleistungen und Renten um sechs Prozent an. Angesichts der starken Inflation ist das Geschenk allerdings etwas mickrig. Allein in den vergangenen Wochen gab es Preissprünge von bis zu 100 Prozent. Offiziell liegt die Inflationsrate bei 12,5 Prozent für das gesamte Jahr.

Quellen: NBC News, DPA, AFP

nik

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema