Zum Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz hat Sicherheitsexperte Christian Mölling dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, eine gespaltene Persönlichkeit attestiert. "Was er sagt, hängt davon ab, mit welchem Fuß er morgens aufsteht. Und wenn er am nächsten Tag mit dem anderen Fuß aufsteht, dann sagt er etwas ganz anderes", erklärt Mölling, Leiter des Programms "Zukunft Europas" der Bertelsmann Stiftung, in der neuen Folge des stern-Podcasts "Die Lage – International". Für die Europäer, aber auch für Trumps eigenes Team berge das unstete Temperament des Präsidenten riesige Unwägbarkeiten. Die Inkonsistenz sei bisher das einzige, worauf man sich bei der neuen US-Regierung verlassen könne. Mölling: "Machen Sie daraus mal sinnvolle Politik."
Die Äußerungen Trumps und seines Verteidigungsministers Pete Hegseth zu einem möglichen Verhandlungsfrieden in der Ukraine über die Köpfe der Europäer hinweg und zu Einschränkungen beim militärischen Beistand innerhalb der Nato seien zwar "schwere Einschläge" für Europa, so der Experte. Allerdings seien beide anschließend wieder zurückgerudert. "Die Europäer können sich nicht sicher sein, was passiert. Aber die Russen können das auch nicht", hält Mölling fest.
Münchner Sicherheitskonferenz: Finden die Europäer zu Geschlossenheit?
Die Hauptkonsequenz der gegenwärtigen US-Politik mit Blick auf die Ukraine ist aus Möllings Sicht, "dass wir Zeit für eine konstruktive Lösung verlieren". Auch wenn Gerüchte besagen, dass es im Zuge der Münchner Sicherheitskonferenz zu einem hochrangigen Treffen von Unterhändlern aus den USA und Russland kommen könnte. "Im Grunde genommen treffen zwei Vertragsbrecher aufeinander", so Mölling. "Die Frage ist jetzt: Können die überhaupt Vertrauen zueinander aufbauen?"
Mitentscheidend sei aber, ob die europäischen Staaten es schaffen, angesichts dieser Lage in München eine gemeinsame Linie zu vertreten. "Macron und Scholz sind beide hier. Die Frage ist: Schaffen sie es, über ihren Schatten zu springen und eine harte Ansage zu machen", sagt Mölling. Die Ankündigung mehrerer europäischer Staaten zu umfangreichen neuen Waffenlieferungen an Kiew sei jedenfalls ein richtiger Schritt. "Wenn die Europäer die Ukraine jetzt stärken, dann können die Amerikaner den Russen in Verhandlungen nicht mehr so viel anbieten."