Ukraine – die Lage Militärexperte Masala: Ukraine könnte zu "Syrien in Europa" werden

Zerstörungen in Borodianka: Nach Ansicht von Carlo Masala könnte der Krieg in der Ukraine noch Monate dauern
Eine Frau schiebt ihr Fahrrad vorbei an zerstörten Gebäuden in der Stadt Borodianka, nordwestlich von Kiew. Nach Ansicht des Militärexperten Carlo Masala könnte der Krieg in der Ukraine noch Monate dauern.
© Sergei Supinsky / AFP
Der Militärexperte Carlo Masala fürchtet, dass die Ukraine für lange Zeit in Chaos und Gewalt versinkt. Es bestehe die Gefahr, dass wir ein "Syrien in Europa bekommen".

Der Militärexperte Carlo Masala befürchtet, dass die Ukraine für lange Zeit in Chaos und Gewalt versinkt. Es bestehe die Gefahr, dass wir ein "Syrien in Europa bekommen", sagte Masala am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage". Er erwarte im Osten des Landes Angriffe der russischen Streitkräfte, die zu einem Stellungskrieg führen könnten. Der wiederum werde möglicherweise bewirken, dass das Interesse an dem Konflikt schwindet. Denn: "Je mehr die russische Föderation in der Ukraine gebunden ist, je schwächer die Armee wird, desto weniger wird die Gefahr, dass die russische Föderation andere Staaten angreift, und desto geringer wird unser Interesse an diesem Konflikt werden", sagte der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München.

Krieg in der Ukraine könnte noch Monate dauern

Anders als noch vor zwei Wochen gehe er mittlerweile davon aus, dass der Krieg noch Monate andauern werde, erklärte Masala weiter. Dies eröffne für den Westen neue Möglichkeiten, die Ukraine zu unterstützen. So könnten Soldaten an westlichen Waffen ausgebildet werden und für diese Systeme auch die erforderliche Logistik aufgebaut werden.

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Masala glaubt, dass Deutschland sich auch an dem zusätzlichen Engagement der Nato letztlich beteiligen werde. Er sagte: "Die deutsche Position hat sich bislang immer dadurch ausgezeichnet, dass man solange auf der Bremse stand, bis alle anderen aufs Gaspedal getreten haben. Dann ist man hinterhergefahren."

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

Auch künftig erwartet Masala – wie in jedem Krieg – Verbrechen von beiden Konfliktparteien. "Die Idee, das Krieg regelkonform geführt wird, ist ziemlich naiv", sagte Masala. "Krieg ist grausam und dreckig. In jedem Krieg werden Kriegsverbrechen von allen Seiten begangen." Ein entscheidender Unterschied sei aber, dass Kriegsverbrechen Teil der russischen Strategie seien, während sie von ukrainischer Seite nicht gezielt eingesetzt würden. Dennoch müssten natürlich auch Fälle geahndet werden wie die Ermordung wehrloser Russen durch ukrainische Soldaten, die in einem Video dokumentiert wurde.

mad