Podcast "Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling erwartet weiter ukrainische Angriffe in Russland

Ukrainische Soldaten feuern eine Haubitze an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut
Ukrainische Soldaten feuern eine Haubitze an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut
© Roman Chop / AP / DPA
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet weiter Angriffe der Ukraine auf militärische Ziele in Russland – und plädiert dafür, auch den Einsatz deutscher Waffen dabei nicht auszuschließen

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet weiter Angriffe der Ukraine auf militärische Ziele in Russland – und plädiert dafür, auch den Einsatz deutscher Waffen dabei nicht auszuschließen. Mölling sagt am Dienstag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", die russischen Streitkräfte hätten um Orte auf ihrem Territorium, die für die Logistik wichtig seien, Verteidigungsstellungen angelegt. Das seien etwa Städte mit Eisenbahnknotenpunkten, die natürlich im Fokus der Ukrainer stünden.

Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik erläutert, dass die Ukrainer mit allen Mitteln die Logistik des Feindes auch auf dessen Gebiet treffen wollten. "Wenn man es mit langreichweitigen Raketen nicht hinkriegt, dass man dann versucht, das Territorium einzunehmen, finde ich total nachvollziehbar", sagt er. Dabei gehe es um begrenzte Operationen mit  Bezug zum Krieg in der Ukraine und nicht um die Eroberung Russlands. "Solche Aktivitäten sind ja kein Marsch auf Moskau", sagt er. "Natürlich macht es total Sinn, die Logistik Russlands anzugreifen, um damit den Krieg in der Ukraine zu stoppen." 

Gegen Beschränkungen für Einsatz deutscher Waffen

Er zeigt Verständnis dafür, dass der Einsatz deutscher Waffen in Russland hoch umstritten ist. "Ich akzeptiere, dass es Menschen gibt, die sagen: Das geht nicht", betont er. Dennoch nimmt er persönlich eine andere Position ein und fordert die Bundesregierung auf, eine Ausweitung der bislang beschränkten Verwendungsmöglichkeiten zu prüfen: "Ich kann nur hoffen, dass man diese pauschale Begrenzung des Einsatzes und damit auch die Reduzierung der militärischen Effektivität dessen, was man selbst liefert, nochmal zurücknimmt." 

Mölling fragt: "Ist die historische Belastung, die das mit sich bringt, ausreichend, um sich mindestens eine Hand auf den Rücken zu binden?" Schließlich gehe es darum zu verhindern, dass Waffen und Munition überhaupt an die Front gelangten, wo Menschen mit ihrer Hilfe getötet würden. "Wenn die Russen nicht mehr schießen können, dann können sie aufgeben oder sich zurückziehen." Mölling warnt vor einer "historisch falschen oder eingeschränkten Perspektive" auf den Zweiten Weltkrieg. Insbesondere hebt er hervor, dass ein erheblicher Teil der sowjetischen Soldaten, die Nazi-Deutschland niedergerungen haben, Ukrainer gewesen seien.

yks