Der Militärexperte Carlo Masala hat die Forderung einer Gruppe von Schriftstellern und Intellektuellen nach einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine zurückgewiesen. Masala sagt im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", wenn man ein Ende der Kampfhandlungen fordere, müsse man auch sagen, was konkret geschehen solle. Er verwies darauf, dass Feuerpausen oft nur zur Vorbereitung auf die Fortsetzung der militärischen Auseinandersetzungen genutzt würden.
Der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München: "Wo sind die Anreize? Wo sind die Strategien? All das fehlt. Damit wird der Ruf nach Waffenstillstand auch wohlfeil." Masala kritisiert, dass die Verfasser des in der "Zeit" veröffentlichten Briefes Russland zwar als Aggressor benennen würden, dann aber beiden Seiten die gleiche Verantwortung zuwiesen. "Eigentlich müsste man auch sagen, was die Verfasser fordern, ist die Kantsche Friedhofsruhe. Also eine Ruhe in der Ukraine, die nur zu Lasten der ukrainischen Zivilbevölkerung geht."
Masala: Russland wird Waffenruhe nach Eroberung des Donbass anbieten
Masala wiederholt seine Erwartung, dass Russland einen Waffenstillstand anbieten werde, sobald es die völlige Kontrolle über den Donbass erreicht hat. Die Ukraine werde ablehnen, da sie ihr Staatsgebiet vollständig erhalten wolle. Dies werde jedoch den Westen in eine schwierige Lage bringen. "Dann werden wir uns auf spannungsgeladene, diplomatische Auseinandersetzungen einstellen müssen", so Masala.
Bei den Gipfeltreffen der vergangenen Woche sei die Ukraine zwar diplomatisch maximal unterstützt worden. Doch fehlten weiter die Zusagen zur Lieferung von Waffen wie Kampfpanzern, die es den Ukrainern erlauben würden, die russische Armee effektiv zurückzudrängen. "Mit Blick auf die materielle Unterstützung der Ukraine ist nicht so viel erfolgt", urteilt Masala.