Die neuen ukrainischen Drohnen sind nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling zwar eine Herausforderung für die russische Luftabwehr, aber keine "Wunderwaffe". Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", die extrem leichten und nur mit wenigen Kilogramm Sprengstoff beladenen Flugobjekte erzeugten einen "Anpassungsdruck" auf russischer Seite. Die werde nun daran arbeiten, Wege zu finden, die teilweise aus Pappe hergestellten Drohnen besser zu erfassen. Dazu könnte zum Beispiel die Empfindlichkeit des Radars erhöht werden. "Es gibt ja immer noch ein Metallteil darin", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Es wird nicht die Wunderwaffe sein, die jetzt zu Tausenden unbekämpft weiterfliegt." Die Ukraine hatte zuletzt ihre Drohnenangriffe in Russland verstärkt und dazu nicht nur die leichten und billigen Trägerwaffen eingesetzt, sondern auch ein System, das offenbar Ziele in großer Entfernung angreifen kann.
Sicherheitsexperte Mölling: Ukraine versucht Russlands Luftabwehr zu überfordern
Mölling erwartet, dass die ukrainischen Streitkräfte versuchen werden, die russische Luftabwehr auch durch die Zahl der Drohnen zu überfordern. Damit könne eine neue Phase im Wettlauf zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen beginnen. Er verglich die Situation der russischen Luftabwehr mit der der ukrainischen. Auch sie müsse teure Abwehrsysteme gegen relativ primitive Drohnen einsetzen. "Es geht ja nicht um die Kosten der Waffe, sondern um den Schaden, der entsteht", erläuterte er.
Mölling hält es auch für denkbar, dass die Ukrainer durch den Einsatz moderner Informationstechnik die Effizienz der Drohnen weiter steigern. Dazu könnte zum Beispiel gehören, dass die Drohnen vernetzt werden und untereinander Informationen teilen. "Aus ukrainischer Sicht ist es total sinnvoll, auf Automatisierung zu setzen", sagte er.
Der Experte machte deutlich, dass die Ukraine ihre Armee anders ausrüsten müsse, als es der Westen traditionell getan habe. "Der Westen hat immer gegen sich selber gerüstet", sagte Mölling. Er habe Annahmen über die Fähigkeiten der anderen Seite stets von den eigenen Fähigkeiten abgeleitet. Einen "Wettlauf mit sich selbst" hätten das Analysten genannt. Dieser habe am Ende zu hoher Qualität und geringer Quantität geführt. "Jetzt sehen wir, dass diese Art des Rüstens für diesen Krieg zumindest nicht das Richtige gewesen ist."