Frau Eisenhower, Sie gehören der republikanischen Partei an, unterstützen aber den Demokraten Barack Obama. Sind sie eine Obama-Republikanerin?
Ich halte nichts von solchen Labeln und Schlagwörtern. Die Unterscheidung in Konservative und Liberale stammt noch aus den Zeiten des Kalten Krieges. Wir müssen heute in anderen Kategorien denken, weil die Herausforderungen auch andere sind. Ich bin und bleibe aber eine Republikanerin.
Dennoch sprachen Sie sich vor kurzem in einem Zeitungsartikel für Barack Obama aus. Warum?
Weil ich fest davon überzeugt bin, dass er der richtige Präsidentschaftskandidat für die heutige Zeit ist.
Was meinen Sie damit konkret?
Er hat das große Potential, die parteipolitischen Gräben der Vergangenheit zu überwinden. Er kann Republikaner und Demokraten zusammenbringen, um eine Politik für die Zukunft durchzusetzen. Menschen gehen für ihn zur Wahl und engagieren sich im Vorwahlkampf, die sich in der Vergangenheit von der Politik ausgeschlossen fühlten und Politikern misstrauten.
Aber Senator Obama steht für viele Positionen, die Sie als Republikanerin normalerweise ablehnen müssten. So will er die Steuersenkungen für Besserverdienende zurücknehmen und die Staatsausgaben erhöhen. Er ist für das Recht auf Abtreibung und für die Homosexuellen-Ehe.
Wir müssen in Amerika den Themen Priorität einräumen, die am wichtigsten für uns sind. Das Thema Homosexuellen-Ehe ist meiner Meinung nach nicht darunter. Unser Ansehen in der Welt, neue Wege im Kampf gegen den Terrorismus, darauf kommt es an. Auch Gesundheitsversorgung und Bildung sind wichtige Themen.
Zur Person
Susan Eisenhower ist die Enkelin von Dwight D. Eisenhower, dem 34. Präsidenten der USA (1953 bis 1961). Sie ist seit über 20 Jahren als Expertin für Außenpolitik tätig. Sie ist zudem die Präsidentin der Eisenhower Group, die strategische Beratung für Politik und Unternehmen anbieten. Susan Eisenhower hat mehrere Bücher und Artikel in amerikanischen Tageszeitungen zu außen- und sicherheitspolitischen Themen geschrieben. Vor kurzem bekannte sie sich in einem Beitrag in der "Washington Post" zu Barack Obama.
Dwight D. Eisenhower, ihr Großvater und von 1953 bis 1961 Präsident der USA, war ebenfalls ein Republikaner. Was würde er wohl dazu sagen, dass seine Enkelin nun einen Demokraten unterstützt?
Ich glaube, er würde es verstehen. Mein Großvater war, wie Obama heute, ein politischer Outsider, der Präsident wurde, weil die Menschen einen Wandel wollten und das Land vereint sehen wollten. Die späten Vierziger und frühen Fünfziger Jahre waren sehr schwierige Zeiten in der Geschichte der USA. Die Menschen wollten damals endlich wieder nach vorne blicken. Heute sind wir in einer ähnlichen Situation.
Obama spricht viel vom Wandel. Damit dürfte er vor allem eine Abkehr von der Politik der Bush-Regierung meinen. Was haben die Republikaner falsch gemacht in den letzten sieben Jahren unter Bush?
Seit dem 11. September war Amerika fast ausschließlich auf seine Nationale Sicherheit und den Krieg gegen den Terrorismus ausgerichtet. Dabei umfasst unsere Sicherheit viele verschiedene Aspekte. Das amerikanische Volk will jemanden an der Spitze des Staates, der das versteht und eine Langzeitperspektive hat. Die gegenwärtige US-Regierung hat einige wichtige Dinge gemacht, aber sie hat es nicht geschafft, die amerikanischen Bürger von ihrer Politik zu überzeugen. Man kann keine Militäroperationen durchführen ohne das amerikanische Volk hinter sich zu haben. Der nächste Präsident muss die Amerikaner wieder vereinen.
Und dabei vertrauen Sie Barack Obama?
Barack Obama ist das Gesicht eines neuen, besseren Amerikas. Er zeigt der Welt, dass Amerika noch immer ein Ort ist, an dem jemand mit seiner Herkunft den sozialen Aufstieg schaffen kann, die besten Schulen des Landes besuchen kann und sogar Präsident dieses Landes werden kann. Das ist eine enorm inspirierende Botschaft für alle jungen Menschen, für die ganze Welt.
Was ist mit Senator John McCain? Ein moderater Republikaner mit viel Erfahrung, vor allem auf dem Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik. Warum unterstützen Sie nicht ihn?
Ich habe nichts gegen John McCain, ich bin gegen niemanden, ich bin für Barack Obama. McCain ist sicherlich ein großer amerikanischer Held, aber seine Außenpolitik ist mir doch zu traditionell. Wir brauchen einen differenzierteren Ansatz und vor allem mehr "soft power", die Fähigkeit andere zu überzeugen. Wir müssen der Welt klar machen, dass Amerika anders ist, als das Bild, das viele von uns haben.
McCain sieht in Obamas Worten von Hoffnung und Wandel nicht mehr als eine Plattitüde. Wie würden sie Obama gegen diesen Vorwurf verteidigen?
Obama versteht, um was es geht. Er hat begriffen, dass es bei dieser Wahl nicht um politische Feinheiten in den Programmen geht. Es geht vielmehr darum, die Amerikaner daran zu erinnern, dass wir zusammen, als Nation, noch immer nach vorne gehen und Fortschritte machen können. Und das muss man den Menschen beibringen. Es geht um politische Führung. Und Obama hat bewiesen, dass er einen erfolgreichen Wahlkampf führen kann. Er hat die Fähigkeiten, etwas zu bewegen.
Auch John McCain muss sich verteidigen, gegen Angriffe vom rechten Flügel der Republikaner. Bisher hat er diese Gruppe nicht hinter sich bringen können. Was erwarten Sie sich von den Wahlen im Herbst?
Wir werden in diesem Jahr erleben, dass Demokraten einem republikanischen Kandidaten ihre Stimme geben und Republikaner einem demokratischen Kandidaten. Zumindest, wenn Obama gegen McCain antritt. Sollte Hillary Clinton die Kandidatur ihrer Partei gewinnen, dann wäre die Sache wohl anders. Man muss abwarten, ob sich aus dieser größeren Anzahl an Wechselwählern neue politische Allianzen bilden werden.
Was raten Sie ihrer Partei?
Die Republikaner müssen zu ihren Grundsätzen zurückkehren, die sie einst so erfolgreich gemacht haben. Die Partei war früher nach vorne gewandt, hatte viele neue Ideen. Wir sind heute in einer ganz anderen weltpolitischen Lage und dafür brauchen wir ein neues Denken. Wir haben eine globale Energiekrise, eine Währungskrise, andere internationale Sicherheitsrisiken und einen demographischen Wandel in allen Industriestaaten. Dafür brauchen wir neue Ansätze. Warum fangen wir damit nicht jetzt schon an?
Und wen sehen Sie in ihrer Partei, der diese neue Politik verkörpern könnte?
Ich wüsste selber gerne, wer die Hoffnungsträger der Republikaner sind. Ich hoffe, dass die republikanische Partei in der nächsten Zeit wieder an Schwung gewinnt und neue Führungspersönlichkeiten hervorbringt. Ich will dabei gerne helfen. Aber momentan ist für mich Obama der beste Mann, um uns in eine neue Ära zu führen.
tk, mta