Im Süßigkeitengeschäft von Bob und Lindi Lumens gibt es eine goldene Regel: "Don’t mix sweets and politics." "Die Hälfte unserer Kunden steht politisch auf der anderen Seite", sagt Bob, ein freundlicher, älterer Herr mit Rauschebart. Er senkt die Stimme. "Deswegen reden wir hier nicht mehr über Politik."
Seit 18 Jahren betreiben die Lumens den "Northwest Fudge & Confections" in Port Angeles, einer kleinen Hafenstadt im US-Bundesstaat Washington. Früher führten sie noch zwei weitere Läden. Doch irgendwann blieben die Kunden aus. Die Leute würden ihre Schokolade heute lieber billig im Supermarkt kaufen, erklärt Lindi und schüttelt den Kopf. Discounter-Schokolade ist etwas, dass sie genauso wenig nachvollziehen kann, wie das Comeback von Donald Trump. "Einfach nur gruselig."

Dennoch schöpft das Paar seit der Kandidatur von Kamala Harris neue Hoffnung. "Ich glaube an Kamala", bekräftigt Bob. Er lehnt sich über den Tresen, seine Augen funkeln verschwörerisch. "Und ich glaube, dass wir dieses Jahr wieder richtig liegen."
Mit "wir" meint Bob nicht nur sich und seine Frau, sondern das gesamte Clallam County. Ein ländlicher Bezirk im nordwestlichsten Zipfel der USA direkt an der Grenze zu Kanada – und wohl am besten bekannt als Schauplatz der "Twilight"-Reihe.
Was weniger bekannt ist: Clallam ist der einzige Landkreis in den gesamten Vereinigten Staaten, der seit über 40 Jahren für den jeweiligen Sieger der Präsidentschaftswahlen stimmt. Seit 1980 gilt die Faustregel: Wer hier gewinnt, zieht ins Weiße Haus ein. Was ist das Geheimnis hinter Clallams makelloser Präsidentenbilanz? Was denken die Menschen hier wenige Wochen vor der Wahl?