Im aufsehenerregenden Fall eines zehnjährigen Vergewaltigungsopfers in den USA, das für eine Abtreibung in einen anderen Bundesstaat reisen musste, ermitteln die Behörden jetzt gegen die Ärztin, die den Schwangerschaftsabbruch vornahm. Der konservative Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Indiana, Todd Rokita, erklärte, es werde untersucht, ob die Medizinerin Caitlin Bernard die Abtreibung und den vorausgegangenen "Missbrauch" des Mädchens gemeldet habe.
Verliert Abtreibungsärztin ihre Lizenz?
"Dies nicht zu tun, ist in Indiana ein Verbrechen, und ihr Verhalten könnte sich auch auf ihre Lizenz auswirken", so Rokita weiter. Zuvor hatte der Generalstaatsanwalt dem konservativen Nachrichtensender Fox News gesagt, Bernard sei eine "Abtreibungsaktivistin, die wie eine Ärztin auftritt". Die Ärztin wies den Vorwurf gegen die ihre Pflichten verstoßen zu haben, über ihren Anwalt zurück.
"Ermittlungen gegen eine Ärztin, die einem zehnjährigen Vergewaltigungsopfer zu einer legalen Abtreibung verholfen hat. Das ist extrem", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre. Dies sei die Welt, die sich gewählte Republikaner wünschen würden.
Der Fall des zehnjährigen Vergewaltigungsopfers hatte in den USA nach der Abschaffung des landesweiten Grundrechts auf Abtreibungen durch den Supreme Court für Empörung gesorgt. Das Mädchen hatte für eine Abtreibung von ihrem Heimatstaat Ohio in den Nachbarstaat Indiana reisen müssen. Ohio hatte sofort nach der Entscheidung des Obersten US-Gerichtshofs Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche verboten. Bei dem Mädchen war diese Frist verstrichen.
Die Geschichte der Zehnjährigen hatte in den Vereinigten Staaten für Wirbel gesorgt und sogar Präsident Joe Biden zu einer Aussage veranlasst. "Zehn Jahre alt - zehn Jahre alt! - vergewaltigt, sechs Wochen schwanger, bereits traumatisiert, musste in einen anderen Staat reisen", beklagte Biden vor gut einer Woche.
Rechte Medien zweifelten an dem Vorfall
Einige Medien und republikanische Politiker dagegen hatten die Wahrhaftigkeit der Geschichte in Zweifel gezogen. Am Dienstag wurde jedoch ein 27-jähriger Tatverdächtiger aus Ohio wegen Vergewaltigung des Mädchens festgenommen. Der Sender CBS berichtete, dass der Mann gestanden habe. Die Behörden bestätigten im Zuge der Anklageerhebung, dass das Vergewaltigungsopfer für eine Abtreibung nach Indiana gereist war. Etliche Details zu dem Fall sind weiterhin unklar.
Für einige ist es zum Heulen, andere lassen die Korken knallen: So reagierten die US-Bürger auf das Urteil des Supreme Courts

Weil es nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs kein Bundesgesetz zu Abtreibungen mehr gibt, können Bundesstaaten jetzt Schwangerschaftsabbrüche weitgehend oder komplett verbieten. Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten haben dies bereits getan.