VIELVÖLKERSTAAT Afghanistan - Seit 20 Jahren von Krieg zerissen

Nach dem sowjetischen Einmarsch 1979 in den islamischen Vielvölkerstaat kämpften Mudschaheddin zehn Jahre lang mit Hilfe der USA gegen die Truppen der damaligen UdSSR.

Der islamische Vielvölker-Staat Afghanistan wird seit 20 Jahren von Krieg zerrissen. Nach dem sowjetischen Einmarsch am 27. Dezember 1979 kämpften Mudschahedin zehn Jahre lang mit Hilfe aus den USA gegen die Truppen der damaligen UdSSR. 1992 stürzten sie den moskautreuen Präsidenten Nadschibullah. Danach begannen die Mudschahedin-Gruppen ihren Krieg um die Macht.

Seit 1994 wurden die meisten von den radikal-islamischen Taliban vertrieben oder liefen zu ihnen über. Nur der Milizenführer Ahmed Schah Massud leistet den Taliban, die einen streng religiösen Gottesstaat errichtet haben, noch Widerstand. Er soll derzeit etwa zehn Prozent des Landes im Norden kontrollieren.

Die Bürgerkriegsparteien unterscheiden sich durch ihre ethnische oder religiöse Zugehörigkeit. Die Paschtunen stellen etwa 40 Prozent der gut 20 Millionen Einwohner, gefolgt von Tadschiken (25 Prozent), mongolischstämmigen Hasara (15 Prozent) und Usbeken (fünf Prozent).

Die Taliban haben ein Regime errichtet, das auch die Vereinten Nationen als extrem frauenfeindlich bewerten. Afghanistan ist jedoch international von Interesse. Gas aus Zentral-Asien könnte in Pipelines durch das Land am Hindukusch transportiert werden. Ferner ist Afghanistan einer der größten Rauschgift-Produzenten der Welt. Und außerdem hält sich dort der mutmaßliche Terror-Drahtzieher Osama bin Laden versteckt. Das Land in Vorderasien ist mit 652 225 Quadratkilometern 1,8 mal so groß wie Deutschland.

Drogenschmuggel über die »Seidenroute«

Nach Beobachtungen des Bundeskriminalamtes nimmt die Bedeutung der so genannten Seidenroute für den Schmuggel von Heroin und Cannabisprodukten nach Europa zu. Die Strecke führt aus den Staaten des »goldenen Halbmondes« (Pakistan, Afghanistan, Iran) über die zentralasiatischen Länder Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Turkmenistan und Kasachstan nach Russland und Osteuropa, von wo der Stoff weiter in die Zielländer gelangt.

Bislang wird der größte Teil der Drogen über die Türkei auf der so genannten Balkanroute nach West- und Mitteleuropa

geschmuggelt. Interpol schätzt den Anteil dieses unter anderem von kurdischen Familienclans kontrollierten Transportweges auf 60 bis 80 Prozent. Aus den Staaten des goldenen Halbmondes stammt nach BKA-Analysen rund 90 Prozent des in Europa konsumierten Heroins.

Insbesondere in Afghanistan werde die Opiumproduktion trotz gegenteiliger Versprechungen des Taliban-Regimes weiter ausgebaut. Laut BKA ist hier die Produktion des Heroin-Grundstoffes Opium im vergangenen Jahr mit 4 600 Tonnen gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt worden. Für dieses Jahr werden 7 000 Tonnen Opium erwartet.

Ihren Namen verdankt die Schmuggelroute der bereits aus vorchristlicher Zeit stammenden Karawanenstraße von Westasien nach China, auf der als eines der wichtigsten Güter Seide gehandelt wurde.

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos