Vorwahlen in Iowa Clinton laut Umfrage nur noch Dritte

Wenige Stunden vor den ersten Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur bahnt sich in Iowa eine überraschende Wende an. Laut einer Umfrage liegt die bisherige Favoritin Hillary Clinton nur noch auf Platz drei, hinter Barrack Obama und John Edwards.

Zum Auftakt der US-Vorwahlen haben sich Hillary Clintons Aussichten auf einen ersten Erfolg im Kampf um die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin dramatisch verschlechtert. Die 60-Jährige rutschte laut einer Umfrage von Reuters, C-Span und Zogby in Iowa auf Platz drei bei den Demokraten ab.

Ihr schärfster innerparteilicher Konkurrent Barack Obama legte hingegen wenige Stunden vor Beginn der Abstimmung zu. Mit 31 Prozent führte er das Feld der Demokraten in dem Agrarstaat an, von dem für die restlichen Bundesstaaten eine Signalwirkung ausgeht. Auf Platz zwei folgte John Edwards mit 27 Prozent. Drei Punkte dahinter rangierte Clinton.

Huckabee bei Republikanern vorn

Bei den Republikanern rückte der Baptistenprediger Mike Huckabee mit 31 Prozent an die Spitze der Bewerbergruppe, sechs Punkte dahinter folgte der Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Mit elf Prozent abgeschlagen fand sich der frühere Schauspieler Fred Thompson auf Platz drei wieder.

Herber Rückschlag für Clinton

Clintons Werte seien beständig zurückgegangen, erläuterte der Meinungsforscher John Zogby die jüngste Umfrage. "Sie hat klar abgebaut." Allerdings sei das Rennen immer noch sehr eng. Etwa fünf Prozent der Anhänger der Demokraten wüssten immer noch nicht, wen sie am Abend wählen sollten. Bei den Republikanern waren demnach noch sechs Prozent unentschieden.

Wer in Iowa den sogenannten Caucus gewinnt, kann sich nahezu sicher sein, dass seine Kampagne auch in anderen Bundesstaaten Rückenwind erhält. Der Sieger hat somit gute Chancen, am Ende des Vorwahlmarathons von seiner Partei als Präsidentschaftskandidat in das Rennen um das Weiße Haus geschickt zu werden. Ein dritter Platz in Iowa käme hingegen einem herben Rückschlag gleich, insbesondere für Clinton, die monatelang in Umfragen führte. Der Druck, die nächste Wahl in New Hampshire zu gewinnen, würde immens zunehmen.

Bewerber intensivieren Wahlkampf

Angesichts der seit Tagen knappen Umfrageergebnisse hatten die meisten Bewerber noch einmal eine regelrechte Serie von Wahlkampfauftritten hingelegt. Clinton, Obama und Edwards hetzten in Iowa bei Minusgraden von Termin zu Termin, um ihre Anhänger zu mobilisieren. Bei den Republikanern suchte Romney direkten Kontakt zu den Wählern, während es Huckabee vorzog, zunächst nach Kalifornien zu fliegen, um in der "Tonight Show" des Talkmasters Jay Leno aufzutreten.

New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani, der sich in Iowa wegen seiner vergleichsweise liberalen Einstellung zu Themen wie Abtreibung keine Chance ausrechnet, blieb bei seiner Strategie, sich auf die kommende Vorwahl in New Hampshire zu konzentrieren. Dort forderte er vor Anhängern unter anderem eine Verdoppelung der US-Truppen in Afghanistan.

Vorwahlen so eng wie lange nicht

Bei den Vorwahlen entscheidet jeweils die Basis der Republikaner und der Demokraten, wer der Präsidentschaftskandidat ihrer Partei werden soll. Die Bewerber liegen in diesem Jahr in den Umfragen so eng beieinander wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Erstmals seit 1952 steht auch kein amtierender Präsident oder Vizepräsident zur Wahl.

Das Ergebnis der Urwahlen in Iowa wird nach mitteleuropäischer Zeit in der Nacht zum Freitag erwartet. Obwohl der Bundesstaat nur drei Millionen Einwohner hat, der Abstimmungsmodus kompliziert ist und die Zusammensetzung der Bevölkerung nicht der der gesamten USA entspricht, wird der Ton für den restlichen Wahlkampf gesetzt.

Experten vermuten, dass spätestens im Februar die Kandidaten feststehen, wenn in mehr als der Hälfte aller Bundesstaaten gewählt wurde. Gekürt werden die Kandidaten offiziell auf den Nominierungsparteitagen im Sommer. Die eigentliche Präsidentenwahl findet im November statt. George W. Bush kann nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten.

Reuters
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