Knapp vor dem Referendum über die Wiedervereinigung Zyperns haben am Donnerstagabend Zehntausende für und gegen die Annahme des UN-Plans demonstriert. Die größte Kundgebung stellten Befürworter in Nikosia auf die Beine: Rund 50.000 griechische und türkische Zyprer forderten im türkischen Teil der Hauptstadt gemeinsam zu einem Ja beim Referendum am Samstag auf.
Solana rief zu Ja in Referendum auf
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana rief die Bürger beider Inselteile erneut zu einer Zustimmung auf. Zugleich erklärte er, dass die Beziehungen zum türkischen Norden sich verändern würden, wenn der Nordteil das Referendum annehme, der griechische Süden aber ablehne. Solana betonte, in diesem Fall würde die EU die türkischen Zyprer nicht "auf Dauer in der Kälte stehen lassen".
Im Falle einer Ablehnung des UN-Plans von Seiten einer Bevölkerungsgruppe würde faktisch nur der griechische Teil, die international anerkannte Republik Zypern, am 1. Mai der EU beitreten. Umfragen zufolge könnten 65 Prozent der griechischen Bevölkerung am Samstag mit Nein stimmen, während mehr als 60 Prozent der türkischen Zyprer den UN-Plan bejahen dürften. Die Vorbehalte der Griechen richten sich dagegen, dass ihnen nur ein begrenztes Recht auf eine Rückkehr in den türkischen Inselteil gewehrt wird.
Zypern-Konflikt
"Das wäre ungefähr so, als wenn bei der deutschen Wiedervereinigung in einem Volksentscheid die Deutschen 'Nein' gesagt hätten zu ihrer eigenen Vereinigung."
EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen zum befürchteten Nein der griechischen Zyprer bei den anstehenden Volksabstimmungen.
Informationsminister: Ja war nicht zugesagt
Der Presse- und Informationsminister im griechischen Teil Zyperns hat Vorwürfe von EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen zurückgewiesen, seine Regierung habe sich nicht an internationale Absprachen gehalten. Weder mit der Europäischen Union noch mit den Vereinten Nationen habe es Absprachen gegeben, dass seine Regierung die internationalen Pläne zur Wiedervereinigung mit dem türkischen Teil unterstütze, sagte Kypros Chrysostimedes am Freitag im DeutschlandRadio Berlin. Seine Regierung lehne die Pläne ab, weil diese nicht vorsähen, dass die Regierung Kontrolle über den türkischen Teil erlangen könne.
Verheugen hatte zuvor im Europaparlament gesagt, er fühle sich "durch die Regierung der Republik Zypern getäuscht". Die Regierung von Präsident Tassos Papadopoulos habe ihm zugesagt, alles für die Einigung zu tun. Jetzt rufe sie die Bevölkerung im griechischen Teil Zyperns auf, gegen den Plan zu stimmen.