Martin Schirdewan gab sich gelassen: Soll sie doch einfach mal machen. Wird sie schon sehen, was sie davon hat. "Ich glaube nicht, dass das erfolgreich sein wird, auch wenn da ein prominenter Name draufsteht", sagte der Parteichef der Linken der Genossin Sahra Wagenknecht und ihrer neuen Partei voraus. Das war im vergangenen Oktober.
Wie man sich irren kann. Mit Spitzenkandidat Schirdewan halbierte sich die Linke nun bei der Europawahl auf 2,7 Prozent. Volkspartei des Ostens? Das war einmal.
Das BSW einfach ignorieren?
Ganz anders Wagenknecht. Ihre Partei, das Bündnis Sahra Wagenknecht, kurz BSW, kam auf 6,2 Prozent der Stimmen. Im EU-Parlament wird sie nur ein halbes Jahr nach ihrer Gründung mit sechs Abgeordneten vertreten sein. Vor allem CDU und SPD müssen nun die Frage beantworten, wie sie mit Wagenknechts Truppe umgehen. Im Herbst wird in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt. Schon jetzt ist absehbar, wie schwierig es werden kann, stabile Regierungen zu schmieden, wenn die AfD so stark bleibt. Das BSW einfach ignorieren? Keine Option.
Das Wahlergebnis zeigt, was Umfragen angedeutet haben: In Ostdeutschland ist das BSW mit Ausnahme von Berlin inzwischen überall die drittstärkste Kraft. "Das Bündnis verschwindet nicht wieder von heute auf morgen", sagt der Politikwissenschaftler Constantin Wurthmann, der zur Wagenknecht-Partei forscht.
Wagenknecht und ihre Partei sind gekommen – und wollen bleiben.