Die Sozialdemokraten werden für einen Wahlkampf-Werbespot teils heftig kritisiert. In dem jüngst präsentierten Film heißt es "Wer Armin Laschet von der CDU wählt ... wählt erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist". Konkret geht es dabei um Äußerungen des Leiters der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, Nathanael Liminski. Im "Tagesspiegel" bezeichnete der Parteienforscher Uwe Jun das Video als "drastische Form von 'Negative Campaigning'". Andere sprechen von einem Tabubruch.
Liminski stammt aus einem katholischen Elternhaus und gilt als rechte Hand von Armin Laschet. Sein Vater war Mitglied der umstrittenen katholischen Gemeinschaft Opus Dei, Liminski selbst gehört zu den Gründern des papsttreuen katholischen Netzwerkes "Generation Benedikt", das für seine erzkonservative Haltung bekannt ist.
SPD kritisiert erzkonservative Haltung der CDU
Der SPD-Werbespot zeigt russische Matroschka-Puppen (Schachtelpuppen), die nach und nach entpackt werden. Die daraus hervortretenden Puppen tragen die Gesichter bekannter CDU-Politiker, darunter Partei-Vorsitzender Armin Laschet sowie Hans-Georg Maaßen und Friedrich Merz. Symbolisch soll gezeigt werden, wer eigentlich hinter Armin Laschet steht. Auch eine Liminski-Puppe wird eingeblendet. Dazu sagt eine Stimme aus dem Off: "Wer Armin Laschet von der CDU wählt ... wählt erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist".
Die SPD teilt auf stern-Anfrage mit, dass man sich speziell auf eine Aussage Liminskis aus dem "Spiegel" beziehe. Dem Magazin sagte er 2007: "Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid. Der Staat muss schon aus reiner Selbsterhaltung die natürliche Form der Ehe und Familie fördern." Als SPD wolle man für "eine offene und tolerante Gesellschaft" eintreten, so die Sprecherin. "Im direkten politischen Umfeld des CDU-Kanzlerkandidaten werden erzkonservative Positionen vertreten, darunter die Aussage, Homosexuelle täten ihm leid." Liminskis Einstellung zu Homosexuellen wird in dem Spot nicht erwähnt.
Kritik am Tabubruch
Für ihren Werbespot wird die Partei heftig kritisiert. Der Vorsitzende der NRW-Landesgruppe der CDU im Bundestag, Günter Krings, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Dass höchstpersönliche Themen und religiöse Überzeugungen zum Gegenstand politischer Angriffe gemacht werden, hat es in der Nachkriegszeit so noch nicht gegeben.” Eine solche Verletzung des Konsenses unter Demokraten habe er der SPD nicht zugetraut. Es zeige aber, dass der SPD die Argumente ausgehen. "Das ist ein doppelter Tabubruch".
Auch auf Twitter wird über das Video diskutiert. So twitterte der ehemalige religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck: "Liminski mag merkwürdige Positionen vertreten und Verbindungen haben. Dass er katholisch ist, spricht allerdings nicht gegen ihn und nicht gegen Armin Laschet."
Auch aus christlichen Kreisen gab es Kritik. Beim Landtag sagte der Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, Antonius Hamers: "In dieser Weise antikatholische Klischees zu verbreiten, finde ich sehr befremdlich.” Jemanden wegen seines Glaubens zu diskreditieren, sei falsch.