ABSCHLUSSBERICHT Steinhäuser war Einzeltäter

Dem Abschlussbericht des thüringischen Innenminsteriums zufolge hat Robert Steinhäuser seine Bluttat im Erfurter Gutenberg-Gymnasium alleine geplant und ausgeführt.

Der Todesschütze vom Erfurter Gutenberg-Gymnasium, Robert Steinhäuser, hat als Einzeltäter offenbar aus Rache in rund zehn Minuten 16 Menschen erschossen. Das geht aus dem vorläufigen Abschlussbericht zu der Bluttat vom 26. April hervor, den der Thüringer Innenminister Christian Köckert (CDU) am Dienstag in Erfurt vorlegte. Insgesamt 517 Zeugen wurden zu dem Verbrechen vernommen, darunter 33 Lehrer und 256 Schüler.

»Ist das ein übler Scherz?«

Dem Bericht zufolge war der 19-jährige Massenmörder unmittelbar nach der Tat im Gymnasium von einem Lehrling, der Fußboden verlegte, angesprochen worden, ob dies ein übler Scherz sei. Darauf habe Steinhäuser kurz seine schwarze Maske abgenommen und sinngemäß gesagt, dass er einmal von dieser Schule verwiesen worden sei. Ein zweiter Lehrling sei Zeuge dieses Wortwechsels gewesen, in dem der Täter sein Motiv offenbart habe, sagte Köckert. Diese Aussage bestätige auch die Darstellung des Geschichtslehrers Rainer Heise, wonach er den Täter in ein Zimmer eingeschlossen habe, in dem sich dieser schließlich selbst um 11.17 Uhr durch einen Kopfschuss richtete.

Opfer hatten keine Überlebenschance

Zuvor hatte der Täter zwischen 10.58 Uhr und 11.09 Uhr zwölf Lehrerinnen und Lehrer, die Schulsekretärin, eine Schülerin, einen Schüler und einen Polizeibeamten getötet. Nach Angaben von Gerichtsmedizinern hätten alle Opfer auch bei einer sofortigen medizinischen Versorgung keine Überlebenschance gehabt. Die Rekonstruktion der Tat ergab, dass Steinhäuser die Morde in »mindestens neun Minuten und 30 Sekunden und höchstens zehn Minuten und dreißig Sekunden« beging, wie Köckert mitteilte,

Analysen sprechen für einen Einzeltäter

Der 19-Jährige sei ein Einzeltäter gewesen. Dafür spreche sein Größenwahn, der es eher verboten habe, andere an seiner spektakulären Tat teilnehmen zu lassen. Auch hätten die sechs Zeugen, die Angaben zu einem zweiten Täter machten, zu keinem Zeitpunkt zwei Täter gleichzeitig gesehen, sagte der Minister. Der Tatortbefund, das Gutachten des Bundeskriminalamtes und das Ergebnis der Weg-Zeit-Analyse bewiesen, dass das Verbrechen von einem Täter allein begangen worden sei. Auch sei ausgeschlossen, dass Steinhäuser das Schulgebäude am Tattag gemeinsam mit einer zweiten Person betreten habe.

Ladehemmung bei der Pumpgun

Nach dem Bericht beging der 19-Jährige alle Morde mit einer Selbstladepistole »Glock 17«. An ihr seien keine Fingerabdrücke entdeckt worden, da der Täter Handschuhe getragen habe. Bei der zweiten Waffe, die er mitführte, einer Pumpgun vom Typ Mossberg 590, hatte sich eine Patrone verkantet. Beide Waffen erwarb Steinhäuser legal im Oktober des vergangenen Jahres in einem Jagdgeschäft. Die Verkäufer hätten die Vorschriften zur Dokumentation des Verkaufs eingehalten, Steinhäuser habe jedoch den Erwerb nicht an das Erfurter Ordnungsamt gemeldet, sagte Köckert.

Halbes Jahr lang die Eltern getäuscht

Steinhäuser hatte die 11. Klasse wiederholt und musste das Gutenberg-Gymnasium nach einem Gespräch mit der Schulleitung am 4. Oktober als Schüler der 12. Klasse verlassen, nachdem er eine ärztliche Bescheinigung gefälscht hatte. Dennoch ließ er sich nach Darstellung seiner Eltern ein halbes Jahr lang jeden Morgen wecken, nahm seine Pausenbrote und gab vor, zur Schule zu gehen.

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